Trainingsraum

Kain kniete am Rande des großen Raumes, die Klinge vor sich, die Natalee ihm einst gegeben hatte. Die Waffe hatte ihn bereits seit einiger Zeit begleitet, doch hatte er nur selten die Gelegenheit dazu gehabt sie wirklich zu nutzen. Die Reaper waren ein Feind gewesen, den man nur auf die Entfernung hatte töten können. Und nun... nun stand ihm abermals eine Organisation Gegenüber, die menschlichen Ursprungs war, dies zumindest vermutete er anhand der letzten Ereignisse und der flüchtigen Gespräche die er mit Natalee gehabt hatte. Die junge Frau war komplett aufgelöst gewesen, anders als er sie kannte. Er hatte ihre Entwicklung über Jahre hinweg beobachten können, wie sie sich immer weiter hoch gearbeitet hatte, an jeder Herausforderung gewachsen war, welche letztendlich in den Reapern gegipfelt war. Und selbst diese waren vernichtet worden, mit gemeinsamer Kraft, die Kain selbst nicht für möglich gehalten hatte. Über all die Monate hinweg in denen er auf seiner Heimat Ruhe gesucht hatte, hatte er doch immer das Gefühl gehabt das ihm irgendetwas fehlte, bis er zum Schluss gekommen war das es dieses Schiff war. Dieses Schiff und ihre Crew, jedes einzelne Besatzungsmitglied. Männer und Frauen, die inzwischen mehr waren als eine Familie, sie waren ein Teil von dem jeweils anderen. Das er in all dies involviert war verwunderte ihn immer noch ein wenig, hatte er doch für gewöhnlich alleine gearbeitet. Langsam öffnete er seine Augen wieder, und sah zu dem Griff des Schwertes, in welchem inzwischen eine kleine Kerbe zu sehen war. Um genau zu sein zwei.
"N - 7." Es sollte keinen Rang darstellen, sondern war eine Erinnerung an den Captain, das Team und die Zeit die er mit ihnen verband. Egal wohin dieser Weg auch noch führen würde, er würde froh sein alles mit zu erleben, dies war ihm schon nach kurzem klar geworden, doch er jetzt spürte er es wirklich. "Enttäuschen sie mich bloß nicht Captain." Murmelte er leise in die gähnende Leere und lächelte kurz, ehe er nach seiner dünnen Jacke griff und diese über seine nackte haut zog, den Kragen noch einmal richtete, ehe er die glänzende Klinge auf seinem Rücken verstaute.

Als Nathan leise den Trainingsraum betrat sah er, wie Natalee gerade einige Biotische Übungen vollführte. Der Raum ließ immer irgendwo Gegner erscheinen und die junge Frau sprang mithilfe eines biotischen Sturmangriffs von A nach B. Sie war früher schon gut darin gewesen, war früher schon schnell und wendig gewesen - doch die Kraft und die Schnelligkeit die nun in ihren Angriffen lagen waren gewaltiger als alles was er bisher gesehen hatte. Er lächelte knapp während seine Schritte ihn leise etwas tiefer in die Halle führten. Natalee war derart konzentriert das sie ihn nicht bemerkte und Nathan lächelte knapp, als er sich an die Markierung stellte an welcher nun das Hologramm erschien.
Die biotische Explosion war gewaltig, blaue Energie spritzte wie gischt durch den Raum während die Welle biotischer Energie von Natalee wie Meer an der Brandung an Nathans biotischem Schild abprallte und sich spritzend in der Umgebung verteilte, wo es kurz darauf verstand. Die ausgestreckte Hand seiner Freundin hielt Nathan in der eigenen und lächelte zu ihr herab.
"Guten Morgen Schatz"

Während der letzten Stunden, in denen sie schon auf den Beinen war und die sie seither im Trainingsraum verbracht hatte, hatte Natalee versucht sich selbst an ihre eigenen Grenzen zu treiben, doch wann immer sie geglaubt hatte, sie könne nicht mehr und würde keine Luft mehr bekommen, hatte ihr Körper bereits nach einigen Sekunden wieder das Signal gesandt, dass sie nur weitermachen musste, um ihre eigenen Grenzen zu überwinden. Es war schwer gewesen, sich selbst einzuschätzen, wenn sie nicht wusste, wo ihre eigenen Grenzen lagen und die Kraft, die Geschwindigkeit, welche sie seit Neustem aufbrachte, hatte sie im ersten Moment noch vollkommen erschreckt, doch nachdem all die Zeit vergangen war, hatte sie gelernt, sich daran zu gewöhnen während ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren, ebenso wie jeglicher Muskeln in ihrem Leib. Sie hörte besser, spürte jede Unebenheit in dem Boden, vernahm jede einzelne Bewegung der Hologramme, die ihr die VI wieder und wieder vorsetzte und jedes Mal anders agieren ließ - sie ertappte sich oft dabei, dass sie begann die Bewegungen zu analysieren, noch während sie selbst nach vorn hechtete, und selbige in ein Raster zu legen, das es ihr später viel leichter machte, entsprechend zu agieren und den Schlägen und Hieben auszuweichen während die zahlreichen Trainingsstunden mit Kain sich in ihrem Kopf wie ein Film abspielten. Sie agierte vollkommen automatisch, ohne dass sie viel denken musste - alles war einstudiert, gewohnte Bewegungen, die sie nur vollführen musste.
Als ihre biotische Energie schließlich auf ein Schild trafen und davon abprallten, hob sie zum ersten Mal wieder den Kopf, brauchte jedoch eine Weile bis sie registrierte, wer da überhaupt vor ihr stand und langsam ließ sie die biotische Energie verlöschen und lockerte ihre Haltung wieder während ein schmales Lächeln auf ihren Lippen erschien als ihre Augen den anderen erkannten. "Guten Morgen", begrüßte sie ihn und streckte sich ein Stück nach oben, um ihn sacht zu küssen. Behutsam löste sie die Hand aus seiner und machte einen Schritt zurück, nur um sich mit einem Arm über die Stirn zu wischen und den dünnen Schweißfilm abzuwischen, der sich während der letzten Stunden des Trainings darauf gebildet hatte, dann erst glitt ihr Blick an ihm hinab und sie realisierte die dunkle Rüstung, die er trug, die Zeichen auf der Brust, die ihre Mundwinkel zum zucken brachten bevor sie leise begann zu lachen. "Schicke neue Rüstung."

"Danke" meinte Nathan nur und grinste dümmlich während er sich die Handfläche rieb. Natalees Schlag war heftiger gewesen als er erwartet hatte.
Langsam strich er über das V, spürte die kleinsten Unebenheiten auf der matten Kugel und zwinkerte Natalee spöttisch zu.
"Ich dachte mir, ich muss Farbe bekennen" meinte er schließlich, froh darüber das ihr die Rüstung gefiel während er auf ihre alte, zerkratzte Rüstung sah welche ihr so lange Zeit gute Dienste geleistet hatte.
"Was hälst du davon gegen einen echten Gegner zu kämpfen anstatt weiter Polygonmännchen zu verhauen die dir nichts getan haben?" er verschränkte die Arme vor der Brust und musste ein Gähnen unterdrücken. Die Sache mit AIko hatte er beinahe schon längst vergessen und die wenigen Reste seines Gehirns die sich daran erinnerten versuchte er mit der Vorstellung auf einen Übungskampf und dem testen seiner neuen Fähigkeiten abzulenken. Langsam nahm er die Pistole von seinem Gürtel, brachte diese in einen Spind und schloss diesen ab, ehe er sich umdrehte und Natalee erwartungsvoll ansah

"Ich erinner mich da an unseren letzten Übungskampf, bei dem du gedroht hast, einen Sandsack auf mich fallen zu lassen, wenn ich nicht aufgebe", lachte Natalee leise, gab ihm dann jedoch mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass sie durchaus damit einverstanden war, wenn sie beide gegeneinander kämpfen würden. Es war fairer, wenn sie ihre neu erhaltenen Kräfte an jemandem testen konnte, den sie vermutlich nicht gleich damit umbrachte, weil sie selbige schlecht einschätzen konnte und andererseits vertraute sie Nathan genug, um zu wissen, dass er sie wohl ebenso wenig versuchen würde, umzubringen. Noch einmal strich sie sich die langen Haare aus der Stirn, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten bevor sie wieder zum Angriff überging, seinen Schlägen und Tritten auswich während immer wieder Biotik gegen Biotik prallte und ihrer beider Körper erschütterte. Die Hologramme, die die VI noch immer erschuf, wichen rasch unter der Energie der beiden Kämpfer, die sich nur ab und an mit selbigen befassten bevor die elektrischen Stöße ihrer beider Körper treffen konnten, die als Waffe von der VI vorgesehen worden waren.
"Was hältst du eigentlich davon heute Mittag essen zu gehen?", fragte Natalee beiläufig als sie wieder bei dem anderen stand und einem weiteren Schlag auswich, den nächsten mit ihrem Arm abwehrte und für einen kurzen Moment schmerzhaft das Gesicht verzog als die Kraft ein unangenehmes Ziehen durch ihren Arm gleiten ließ. Sie spürte ihre blauen Flecken inzwischen wieder deutlich, die sich noch immer über ihren gesamten Körper zogen, doch einfach so aufgeben kam überhaupt nicht in Frage, zumindest war genau das das Signal, das ihr Körper ihr durch all das Adrenalin mitteilte, das durch ihre Adern schoss und sie immer wieder nach vorn trieb. "Es gibt da ein nettes Restaurant im Präsidiumsring und wir kämen mal wieder hier raus, bevor es losgeht", fügte sie schulterzuckend anbei während sie die nächsten Schläge setzte und einen kurzen Blick hinauf in Nathans Gesicht warf, der ebenso wenig erschöpft schien, wie sie selbst. Sie hatte einen Hintergedanken, die Frage so neutral zu formulieren, ahnte sie doch schon, dass er sich vermutlich ebenso ängstlich wie bei ihrem Großvater zeigen würde, wenn sie ihm jetzt auch noch erzählte, dass ihr Vater sie zu diesem Essen eingeladen hatte.

Nathan wich den meisten ihrer Schläge aus, tanzte um sie herum und ließ immer wieder ihre biotische Energie im letzten Moment ins leere gehen. Er griff nach ihrem Arm, verdrehte und ihr mit dem eigenen Arm die Luft zuschnürte.
"Ein Essen?" fragte er, als sie den griff selbst verdrehte und ihn über ihre Schulter warf. Er kam hart auf dem Boden auf und lächelte knapp. "Klingt gut" mit einem Sprung brachte er sich wieder auf die Beine und ging nun selbst in den Angriff über. Immer wieder umkreiste er sie, setzte ihre Schläge gegen sie selbst ein, parierte und zog, ließ sie ins nichts laufen und all das mit einer unglaublichen Geschwindigkeit.
"Was haben die denn so auf der Karte?" fragte er ganz beiläufig, als er seinen Kopf aus der Schusslinie zog indem er sich duckte und der Fuß knapp darüber hinweg flog.
"Ich hätte mal wieder Lust auf irgendwas indisches" sie versetzte ihm einen Schlag gegen die Panzerung und er schnaubte kurz als ihm die Luft wegblieb.
"Und essen könnte ich mal wieder vietnamesisch" er sprang bei dem nächsten Schlag zurück.
"Wusstest du, dass es sowas ähnliches wie das Kamasutra auch bei den Asari gibt?"

"Warum hab ich geahnt, dass von dir sowas kommt?", fragte sie beiläufig und runzelte für einen kurzen Moment die Stirn als sie sich wieder abwandte, nur um den nächsten Schlag gegen eines der Hologramme zu setzen, dessen Waffe sich bereits mit elektrischer Ladung gefüllt hatte, die nur wenig später an ihr vorbei schoss, als sie sich darunter hinweg duckte und selbiges Hologramm außer Gefecht setzte, das Gespräch über das Essen und die Erwähnung, dass sie nicht allein sein würden, hatte sie bereits längst schon wieder verdrängt und weit in ihren Hinterkopf geschoben - er würde es sehen, wenn sie dort waren und für den Moment wollte sie definitiv nicht alle Sorgen beseitigen, die auch sie noch hatte. Es machte Spaß, wieder zu trainieren und vor allem befreite es ihre Gedanken von den tristen Erinnerungen der letzten Wochen und der Anspannung, der sie seither immer wieder unterlegen waren - sie kam sich wieder so vor, als könne sie irgendetwas bewirken, als wäre sie nicht vollkommen hilflos alledem ausgeliefert, was ihnen nun noch bevor stand und mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen kehrte sie wieder zu Nathan zurück, um den Kampf erneut mit ihm aufzunehmen während in ihren Augen ehrliche Belustigung aufblitzte, als die über das Gesicht des Lebensgefährten glitten.
"Aber - nein, wusste ich nicht", gab sie ihm dann schließlich die lang ersehnte Antwort, als sie ihn mit einem kurzen Tritt zu Boden beförderte und sich zu ihm hinab beugte, den Arm an seiner Kehle, um ihn dort zu halten. "Willst du mir damit irgendwas sagen?", folgte wenig später die leichtfertige Frage, welche von hochgezogenen Augenbrauen und einem erwartungsvollen Blick begleitet wurde, welcher sich erneut auf ihn gerichtet hatte und jede einzelne Regung in seinem Gesicht wahrnahm.

"Nur das unser Scharfschütze einige seltsame Vorlieben hat" meinte er und spurtete von einem Strahl elektrischer Energie davon, sprang über eine der Kisten ehe er nach einem Flik-Flak wieder auf den Füßen landete, selbst verwundert war über die Choreographie welche ihm derart leicht gefallen war. Er nahm alles stärker war, die elektrizität die durch die Luft sirrte, Natalees Bewegungen - ja er erkannte sogar ein gewisses Muster, welches die VI als Grundlage für ihre Gegner nah,
"Ich weiß garnicht was du sonst meinen könntest" erklärte er gelassen, ehe er wieder bei ihr war und die beiden sich erneut im Faustkampf nichts schenkten, wenngleich auch keiner bei dem anderen einen Treffer landen konnte. Auf einmal griff Nathan nach Natalee und mit seiner ganzen Kraft, riss er sie herum - benutzt sie als Schutzschild gegen die elektrische Ladung eines der Gegner. Dank seiner Rüstung wurde die Restspannugn direkt in den Boden geleitet.
"Wusstest du, dass er und Jillian einen dreier mit Adria hatten? Damals in Japan?"

"Was?", fragte sie vollkommen entgeistert und wandte sich fassungslos zu ihm herum, die elektrische Ladung eines Gegners vollkommen vergessen und wenig später wieder von selbiger unsanft auf den Boden der Tatsachen geholt werdend, als selbige sie unmittelbar in den Rücken traf und mit schmerzerfülltem Gesicht zu Boden sinken ließ während ihre Finger und Arme unangenehm zu kribbeln begannen und schließlich für einige wenige Sekunden taub wurden bevor das Gefühl umso schneller und intensiver wieder zurückkehrte, als sie sich wieder aufrichtete und den Kopf schüttelte, um auch den letzten Rest des widerwärtigen Gefühls zu vertreiben.
Sie erinnerte sich noch sehr gut an Japan, an die Wochen, die sie dort verbracht hatten um einen von der Mafia geschützten ehemaligen Cerberus-Agenten zu finden, der sie letztlich auf die Spur der Leviathane gebracht hatte. Damals waren sie auch Nathan begegnet, wobei eher die beiden Scharfschützen der Vancouver ihn aufgesammelt hatten und dabei das halbe Apartment demoliert hatten, bevor sie ihn hatte mit einer Schrotflinte dingfest machen müssen. Im Nachhinein betrachtet hatte die Mission für das Team neben einer fehlenden Fingerkuppe, einer kurzzeitig etwas neben sich stehenden Scharfschützin und einem toten Shield-Agenten nur Positives für das Team bereit gehalten. Chris und Jill waren sich näher gekommen und sie war Nathan begegnet, mit dem sie sich erstaunlicherweise von Anfang an gut verstanden hatte. "Das wars dann mit dem ruhigen Schlaf für die nächsten paar Tage ... vielen Dank", grummelte sie und setzte, wie zur Strafe den nächsten Schlag gegen seinen Magen, sprang zurück bevor er sich mit einem nicht minder heftigen Schlag dafür revanchieren konnte.

"Bitte, aber das werd ich ausnutzen" gab Nathan zurück, welcher seine Hand nach vorne stieß und die biotische Energie losließ, die wie eine Faust auf Natalee zuflog, dabei die letzten Meter überbrückte und sie doch noch traf. Er rannte zu dem anderen Ende der Halle, zwang sie zu einem Sturmangriff, welchem er durch das richtige Timing, welches sich als einfaches Gefühl offenbarte auswich.
Natalee knallte mit voller Gewalt gegen die Wand und hinterließ dort einige zerdepperte Platinen und teure Holografische Platten.
"Denn ich habe mir dieses Asari-Sutra mal ausgeliehen und wenn du sowieso nicht ruhig schlafen kannst, können wir die Zeit ja anderweitig nutzen - danach kannst du mit Sicherheit schlafen wie ein baby!" er lachte, duckte sich unter ihrem nächsten Schlag hinweg, ihr Knie hingegen traf seinen Wangenknochen. Sterne explodierten vor seinen Augen und er taumelte zurück, ehe ihn auch einer der elektrischen Schläge traf und er in die Knie ging, einige Sekunden nach Atem keuchte, ehe er sich wieder aufrichtete.
"Was hälst du davon?"

Natalee lachte lediglich leise bei der Frage, die er ihr gestellt hatte, ließ selbiges Lachen im ersten Moment ihre Antwort bleiben während sie darauf wartete, dass er wieder einen sicheren Stand auf beiden Füßen gefunden hatte und den kurzen Moment nutzte, um wieder zu Atem zu kommen, nachdem selbiger inzwischen heftiger geworden war und in schnelleren, flacheren Zügen ihre Lippen verließ. Sie gab es ungern zu, aber es war anstrengender als vorher mit ihm zu kämpfen, trotz der verbesserten Fähigkeiten und während sie beide miteinander gekämpft hatten, nicht nur allein mit Fäusten, Tritten und Biotik, sondern auch durch das seichte Geplänkel hatte sie kaum die Möglichkeit gehabt, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, viel zu sehr war sie damit beschäftigt gewesen, seine Bewegungen voraus zu ahnen und sich dagegen zur Wehr zu setzen. "Klingt gut", räumte sie dann schließlich doch noch mit einem recht eindeutigen Grinsen ein, bevor sie erneut zum Angriff überging und seine Schläge parierte, welche inzwischen langsamer geworden war, nachdem die Stunden langsam vorbeizogen und Leben in das Schiff kam, das noch vollkommen ruhig dar gelegen hatte, als sie begonnen hatten.
Erst einige Stunden später jedoch machte Natalee einen Schritt zurück und rieb sich den schmerzenden Arm, in welchem ein dumpfes Pochen ihr signalisierte, dass sie definitiv das erreicht hatte, was sie erreichen konnte - dass es jetzt nur noch weitere Schmerzen und mehr Probleme bereiten würde, wenn sie weitermachen würden. Ihre Wangen waren gerötet, während sie schwer nach Atem rang und sich über das schweißnasse Gesicht wischte, die Augen hinauf auf Nathans Gesicht richtete, der nicht minder erschöpft als sie wirkte und vermutlich ebenso dankbar für das Ende des Trainings war, wie sie auch. Es hatte sie erschreckt, wozu sie in der Lage war und wo seit Neustem ihre Fähigkeiten standen - es war so viel schneller gewesen, so viel kraftvoller als sie erwartet hatte. "Ich könnte 'ne Dusche gebrauchen ...", ließ sie leise verlauten als sie hinüber zu einer der Bänke trat und dort nach der Wasserflasche griff, die sie am Morgen dort deponiert hatte, selbige öffnete und einen Blick zu ihm zurückwarf. "Wie sieht's mit dir aus?"

"Wasser...." keuchte er und legte sich flach auf den Boden, versuchte Luft zu bekommen wobei jeder Atemzug wehtat und wie Messerstiche in seinem Brustkorb waren. Ihm war unglaublich heiß und die Hitze schien sich anzustauen, gar kein Ende mehr zu finden und nirgends hin zu können während sein Gesicht brannte wie tausend Flammen. Er schloss die Augen, und selbst dies war schon fast anstrengend für ihn.
Er spürte wie sämtliche Knochen und Muskeln gegen seine Anstrengung rebellierten. Wie alles brannte und zog und er einfach nur daliegen und nach Luft schnappen konnte.
"Mir reicht auch die Dekonta...minationskammer... einfach nur irgendwas was Nass ist..... schmeiß mich in den Präsidiumssee, mir egal...." er schüttelte nur den Kopf und versuchte das ständige drehen in seinem Kopf zu vermeiden, welches ihn schwindlig werden ließ während er ein und aus atmete, versuchte dies beizubehalten um genug Sauerstoff zu bekommen und langsam spürte er wie besserung eintrat. In kleinen Schritten, aber sie trat ein.
Nathan zog sich schließlich ein Stück hoch und sah zu Natalee.
"Du warst unglaublich..."

Für einen kurzen Moment war sie irritiert von seiner Reaktion, ging es ihr doch noch verhältnismäßig gut, wenngleich auch ihre Muskeln ein schmerzhaftes Ziehen aussandten und sie darauf vorbereiteten, dass sie am nächsten Tag einen riesigen Muskelkater ihr Eigen nennen konnte, der ihr die Bewegungen schwerer machen würde, als sie sie eigentlich von sich gewöhnt war, aber sie konnte zumindest wieder normal atmen und auch ihr Kopf machte ihr keinerlei Schwierigkeiten mehr. Langsam öffnete sie die Wasserflasche, nahm einen tiefen Schluck daraus ehe sie zu ihm zurücktrat und sich neben ihn auf den Boden sinken ließ, ihm die Wasserflasche schlichtweg in die Hände drückte und die Arme halb hinter sich auf dem Boden aufstützte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, ob sie das Kompliment zurückgeben sollte oder nicht und mit einem Mal kehrte die Angst über ihre eigenen Fähigkeiten wieder zurück, während sie spürte, wie die Kraft allmählich wieder zurück in ihren Körper kehrte, auch wenn ihr die blauen Flecken, die durch den Kampf entstanden waren, ihr einige Probleme bereiteten, als sie sich ein Stück zurücklehnte und den Rücken überdehnte, welcher für einige Sekunden ein schmerzhaftes Ziehen ausgesandt hatte.
"Ich hab keine Ahnung, woher ich das alles kann ...", räumte sie nach einer Weile ein, in der Stille zwischen ihnen beiden gelegen hatte und ihr die Möglichkeit gegeben hatte, darüber nachzudenken, was soeben geschehen war. "Ich hab einfach nur alles vor Augen gehabt, was Kain mir damals beigebracht hat und hab es mit Adrias Lehrstunden verbunden - irgendwie ... ging das wesentlich leichter als früher", versuchte sie zu erklären und fühlte sich im nächsten Moment bereits wieder schlecht. Sie sollte genauso kaputt sein, wie er - sie sollte genauso am Ende sein und dennoch - nichts davon war der Fall und über die Verwirrung über sich selbst hinweg, brachte sie ein zögerliches Lächeln auf die Lippen als sie die Augen schloss und ihren Atem wieder regulierte. "Du bist besser als früher."

"Das hoff ich doch" meinte er schmunzelnd und schüttelte den Kopf ob ihrer leichten Selbstvorwürfe welche in ihren Worten verpackt gewesen waren.
"Wäre ja auch schlimm wenn ich schlechter geworden wäre, nach alle dem was ich durchmachen musste. Was wir durchmachen mussten" er rieb sich über die Augen, versuchte diese zu entspannen während auch in seinen Körper langsam wieder die Kraft und die Energie zurück strömte und er wieder Leben in seinen Armen und Beinen strömte.
"Wie kamst du eigentlich zu der Einladung zum Mittagessen?" fragte er schließlich unschuldig und strich sich einige Haare aus der Schweißnassen Stirn ehe er die Wasserflasche öffnete und in großen, gierigen Schlucken die hälfte des Getränks aufsog wie ein Schwamm.
"Gott... das ist das beste Wasser was ich jemals getrunken habe! Das ist so gut!"

"Naja - eigentlich bin nicht ich auf die Idee gekommen. Ich dachte nur, dass du mitkommen könntest und da du jetzt ohnehin schon ja gesagt hast, kann ich dir auch gleich die Wahrheit sagen", antwortete sie und brachte das unschuldigste, entschuldigenste Lächeln auf ihre Züge, zu dem sie gerade im Stande war. Sie rechnete damit, dass gleich eine ebenso peinliche Reaktion wie bei ihrem Großvater folgen würde, dass er sich weigern würde, versuchen würde irgendeine Ausrede dafür zu finden, um sich aus der Affäre zu ziehen und diesem Treffen irgendwie zu entgehen. Sie selbst hatte eine ganze Weile lang darüber nachgedacht, ob es wirklich richtig war, ihn zu fragen, ob er sie begleiten würde, doch inzwischen wusste jeder aus ihrer Familie darüber Bescheid, was zwischen Nathan und ihr war - von ihrem eigenen Vater einmal abgesehen. Mit Grauen erinnerte sie sich an das letzte Essen, bei dem sie einen Partner mitgenommen hatte - damals war es noch Logan gewesen und ihr Vater hatte mit Wackelpudding den Erstkontaktkrieg nachgespielt während Joanna sich bei Kräften darum bemüht hatte, ihren Lebensgefährten wieder zur Besinnung zu bringen. Es war ihr damals unglaublich peinlich gewesen.
Bei der Erinnerung daran, wer sie damals begleitet hatte, zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen und mit einem knappen Kopfschütteln schob sie selbige wieder weit zurück in den Hinterkopf. Das alles war Jahre her - die Geschichte mit Logan war vergessen, der andere war tot und sie hatte ein neues Leben, einen neuen Mann an ihrer Seite, der ihr nicht dermaßen in den Rücken fallen würde, sie nicht schlichtweg abservieren würde für seinen Job. Es brachte nichts, wenn sie sich mit den Gedanken daran selbst fertig machte. "Eigentlich hat mein Dad und seine Frau mich eingeladen und ich dachte mir, du könntest ja auch einfach mitkommen - nachdem mein Grandpa und mein Bruder ja jetzt eh schon von uns wissen und wir irgendwann eh nicht drum herum kommen ..."

"Oh..." meinte Nathan und blinzelte er hob langsam die Augenbrauen ehe sich ein gequältes Lächeln auf seine Lippen stahl.
"Du weißt, dass er mein Boss ist oder?" fragte er noch ein bisschen gequälter ehe er mit dem Kopf nickte, sich geschlagen gab und einfach nur noch mit einem breiten Grinsen den Kopf schüttelte.
"Nicht schlecht, mich zuerst Windelweich prügeln und dann mit sowas kommen" er lachte auf, schüttelte den Kopf und konnte sich auch nachdem das Lachen verklungen war ein Grinsen nicht ganz verkneifen.
"Naja, gut... hehe... ich kann mich ja nicht wehren und weglaufen jetzt sowieso nicht mehr. Aber im Ernst. Ich würde deinen Vater sehr gerne auch einmal privat kennen lernen. Ich will immerhin irgendwie zu dieser Familie gehören nicht wahr?" er fuhr sich durch die Haare, nickte noch einmal für sich selbst als er sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ
"Lass mich zuvor aber duschen!"

"Eigentlich war es ja deine Idee mit mir trainieren zu wollen ..."
Mit einer einzigen Bewegung war sie wieder zurück auf den Füßen, schneller als sie es selbst von sich erwartet hatte und streckte die Hände aus, um wenig später nach seinen Händen zu greifen und ihn ebenfalls zurück auf die Füße zu ziehen, ihm jedoch keine Möglichkeit ließ einen Schritt zurück zu machen. Stattdessen glitten ihre Finger langsam an seinen Armen hinauf bis sie sich schließlich um seinen Nacken legten während ein ehrliches, erleichtertes Lächeln ihre Lippen umspielte. Sie hatte nicht erwartet, dass es derart leicht werden würde, ihn davon zu überzeugen, sie zu begleiten, nicht nachdem sie ständig etwas darüber gehört hatte, wie nervös er doch bei ihrem Großvater gewesen und wie verärgert er bei dem Aufeinandertreffen mit Ryan war. Ihr Vater war noch mit Abstand derjenige in der Familie, der am ehesten das akzeptierte, was sie tat und ihr noch nie viele Vorhaltungen gemacht hatte, weder was ihre Entscheidungen anbelangte, noch was ihr privates Leben anging, Michael war immer für sie da gewesen und hatte sie nach Kräften dort unterstützt, wo sie selbige gebraucht hatte, nachdem er begriffen hatte, dass sie längst nicht mehr das kleine Mädchen war, das er einmal im halben Jahr auf der Grissom-Akademie besuchen musste.
"Naja ... eigentlich gehörst du ja schon so gut wie zur Familie ...", begann sie und schrägte den Kopf ein Stück an. "Mein Großvater akzeptiert dich, hält dich für einen guten Mann, auf den man sich verlassen kann, mein Bruder mag dich nicht - aber das ist egal. Fehlt nur noch mein Vater, aber ich denke, mit dem wirst du gut zurecht kommen", vollendete sie ihre zuvor begonnen Worte, ließ ihm jedoch keine Möglichkeit mehr zur Erwiderung, streckte sich stattdessen nach vorn, um ihn sanft zu küssen ehe sie sich wenig später wieder von ihm löste und einen Schritt zurückmachte, noch im Laufen nach der Wasserflasche greifend.
"Na komm schon, sonst kommen wir zu spät."

tbc: auf zum essen

"Machst du eigentlich irgendwann mal noch was anderes außer trainieren?" die kräftige Stimme des anderen hallte durch den ganzen Trainingsraum während Nathan langsam auf die jüngere zu kam. In seinen Augen blitzte der Schalk, hatte er doch selbst seine Trainingskleidung angelegt und ein Handtuch in der einen, eine Flasche mit Wasser in der anderen Hand.
Nathan betrachtete die Kleinere von oben bis unten, ehe er sich erneut ein Lächeln abrang.
"Weißt du..." meinte er schließlich und sah ihr bei den nächsten Schlägen zu, ehe er den Kopf anschrägte und wild schüttelte, als wolle er einige lästige Fliegen vertreiben.
"Wenn du plötzlich aufbrichst, weil dich unser Profiler ruft ist das ja in Ordnung, aber das nächste mal... lässt du mich nicht zwei Stunden auf der Couch sitzen und Däumchen drehend auf dich warten, während von dir keine Antwort kommt wo du bist oder was du machst in ordnung?" er zwinkerte ihr zu
"Auch wenn mir irgendwie klar war, dass ich dich hier finde - willst du nicht gleich hier einziehen? Ich bring sogar die Couch und das Bett hierher wenn du willst"

"Er weiß vermutlich, wem wir all das zu verdanken haben. Weshalb Glenn gestorben ist, wem wir zu verdanken haben, dass wir in dieser Fabrik waren und weshalb es die Naniten gibt ...", raunte Natalee, die nicht ein einziges Mal aufgeblickt hatte während ihre Fäuste immer wieder auf den Sandsack vor ihr prallten, mit dem sie sich abgefunden hatte. Sie hatte niemandem so begegnen wollen, hatte an niemandem die Wut auslassen wollen, die sich in ihr selbst aufgestaut hatte, nach dem Gespräch mit Daniel und wie sehr ihr die Tatsache zu schaffen machte, dass sie jetzt erneut mit der Vergangenheit konfrontiert worden war. Nur allmählich hielt sie dann doch inne und wandte sich zu dem anderen um, konnte sich jedoch nicht dazu durchringen, auch nur ein halbherziges Lächeln angesichts seiner Worte auf ihre Züge zu bringen, denn obgleich ihre Wut inzwischen verraucht war - die Enttäuschung darüber, was Daniel getan hatte und der Schmerz, den die Erinnerung mit sich brachte, der war geblieben. Sie hatte versucht all das nieder zu kämpfen, in dem sie sich einfach gnadenlos ausgepowert hatte, doch gebracht hatte ihr all das - einmal abgesehen von schmerzenden Armen und Beinen - nicht sonderlich viel.
"Eine Verräterin, die seit über 30 Jahren bei der Allianz arbeitet ... wir können nichts tun. Daniel hatte sie schon einmal vor sich, hatte einen begründeten Verdacht, aber anstatt den Mund aufzumachen und mir auch nur irgendetwas davon zu sagen, hält er dicht und hat sie vergessen. Sie ist für die Naniten verantwortlich und wenn sie zu Cerberus gehört ...", fing sie von Neuem an und schüttelte den Kopf, weigerte sich darüber nachdenken, was all das zu heißen vermochte. "Ich hab einfach nur ... einen freien Kopf gebraucht ..."

"Daniel ist ein Fachidiot" meinte Nathan nur ungerührt und zuckte mit den Schultern während er sich selbst einen Sandsack von der Decke hinunter fahren ließ und dagegen schlug.
"Ich habe bei SHIELD gearbeitet...." meinte er während er gegen den großen, stoffenen Sack schlug und dabei lächelte.
"Glaub mir, die haben so viele... Regeln und.... vorsichtsmaßnahmen! Akten, Akten, Akten! Bis du mit dem Papierkram für irgendwas durch bist dauert das ewig - es gibt nichts detailverliebteres als die menschliche Allianz, das sag ich dir! Für jede Kugel die man abfeuert musste man fünfzehn Formulare ausfüllen... ätzend...
Ich glaube ihm, dass er sie laufen lassen musste - zwar hat SHIELD mehr befugnisse als jede andere Organisation des Allianz-Militärs, aber dafür auch mehr Regeln die genau befolgt werden müssen. Und wehe du trittst einem von den Obermackern auf den schwanz! Dann hast du echt ein Problem!" er hieb erneut gegen den Sandsack, welcher vor und zurück schwang.
"Wir müssen... mit dem Leben was wir.. vorgesetzt bekommen!"

"Ist mir völlig egal! Eine einzige Nachricht hätte gereicht und es wäre vielleicht niemals dazu gekommen! Sie hätte niemals all das erfinden können, wir hätten sie stoppen können statt sehenden Auges in die Falle hinein zu tappen, die sie uns gestellt haben!", begehrte Natalee auf, welche sich irritiert umgewandt hatte und sich schließlich schlichtweg zu Boden sinken ließ, ein Bein zum Körper heranziehend und einen Arm darum legend während sie aus sicherer Entfernung zusah, wie er weiter gegen seinen Sandsack schlug, welcher geduldig die Schläge abfing und von einer Seite zur anderen baumelte. Es war nicht richtig, dass die anderen so dachten - das da draußen waren noch immer Menschen und alle anderen Völker, die darunter leiden würden und verdammt noch einmal, sie hätten es verhindern können, wenn man nur ein einziges Mal den Mund aufgemacht hätte, statt es unter einen imaginären Teppich zu kehren und alles so bleiben zu lassen, wie es jetzt war.
"Cerberus wird immer mächtiger, je weiter sich all das ausbreitet. Sie töten Unschuldige und wir hätten so viele vor dem Tod bewahren können! Erinnerst du dich an die ganzen Forschungsobjekte - an den Mann in Manchester? Wir hätten ihn retten können, wenn Daniel den Mund aufgemacht hätte! Wir hätten Glenn vor dem sicheren Tod bewahren können!", setzte sie hinterher, nicht minder aufgebracht als sie sich zuvor auch schon bei Daniel gezeigt hatte während sie erneut den Kopf schüttelte und ihr Kinn wenig später auf ihrem aufgestützten Knie ablegte, die Augen auf das abgenutzte Leder der Sandsackverkleidung richtend, als fände sie darin die Antwort auf tausende von Fragen.

"Hey -ich verstehe das du wütend bist. Glaub mir, das versteh ich wirklich. Aber ich bin hier nicht dein Feind!" er lächelte knapp und ließ den Sandsack Sandsack sein, ehe er sich neben sie sinken ließ und einen Arm um ihre Schulter legte, sie fest an sich drückte und über die Haare strich
"Die Welt und vor allem die Allianz sind oftmals unlogisch und Fehlerhaft, das kann einfach niemand abstreiten - aber du bist ein Spectre Natalee. Du hast die Fähigkeit diese Regeln zu umgehen und das zu tun was richtig ist. Das zu tun, was jede Regeln in den Schatten stößt.
Wir können die Fehler der Vergangenheit nicht ungeschehen machen - aber wir können die Zukunft besser machen! Wir sind ein Spectre-Schiff. Wenn du der Meinung bist, es war diese Frau - dann setzen wir sie fest und nichts und niemand kann uns daran hindern. Sogar plötzliches Eingreifen von Cerberus kommt uns in dem Fall zu gute - weil es sogar ihre Schuld beweist. Und selbst wenn niemand eingreift - du kannst mit ihr tun was du willst und niemand hält dich auf!"

Protestlos ließ sie sich zu ihm heranziehen und legte den Kopf an seiner Schulter ab, die Augen für einen kurzen Moment schließend während sie noch einmal durchging, was sie überhaupt von dem ganzen Fall wusste. Es war noch nicht einmal bewiesen, dass die Doktorin wirklich etwas damit zu tun hatte, auch wenn Daniel sehr stark davon ausging - sie durfte nicht anfangen, jemanden zu verurteilen, bevor sie nicht auch vollständig von dessen Schuld überzeugt war und Beweise für dessen Verrat gefunden hatte - solange hieß es 'im Zweifel für den Angeklagten'. Ein stilles Lächeln huschte über ihre Lippen als sie das regelmäßige Schlagen von Nathans Herz unter ihren Fingern spürte, die sie um ihn gelegt hatte und auf eine sehr seltsame Art und Weise beruhigte sie dieses monotone Geräusch wieder, bewies ihr, dass sie dort noch eine Chance hatten und dass es sehr wohl noch Leben gab, die nicht von Cerberus beeinflusst worden waren. Dass es noch etwas gab, was einem selbst gehörte.
"Damit verursache ich einen Eklat ...", raunte Natalee leise und setzte ein tiefes Seufzen hintenan, die schweren Lider langsam wieder öffnend und schwerlich gegen das grelle Neonlicht anblinzelnd, das von der Decke auf sie beide hinab leuchtete. "Und beraube die Menschen um ihr Ansehen in der Galaxie. Die Doktorin, Dr. Laura Evans übrigens, hat die Naniten geschaffen, für die die Menschen hoch gelobt werden, aber wenn jetzt herauskommt, dass sie eine Verräterin von Cerberus ist ... die Menschheit würde an ihr gemessen werden, wir wären für alle anderen Spezies nur noch Verräter, denen man nicht trauen kann. Selbst, wenn das rauskommt, würde es vertuscht werden und da kann ich so viel Spectre sein, wie ich will - der Rat wird nicht dulden, dass ich sie festnehme oder umbringe ...", führte sie erklärend fort und verstärkte ihren Griff um ihn, grub die Finger in die Falten seiner Kleidung während sie Mal und Mal aufs Neue die Situation verfluchte. Sie hatte alle Rechte, die sie brauchte, aber sie war ebenso wenig in der Lage das Notwendige zu tun, wie damals als sie noch unmittelbar in der Allianz gedient hatte.
"Außerdem ... ich weiß nicht einmal, ob sie das wirklich ist. Ich hab mir die Akten einmal angesehen, die Daniel auch in den Fingern hatte. Evans hatte eine Tochter, die bei einem Angriff von Cerberus auf eine Kolonie umgebracht wurde - wer schließt sich denn bitte Cerberus an, wenn die das eigene Kind umgebracht haben?"

"Zum Einen" fing Nathan an und fuhr der jüngeren Sacht den Rücken hinunter, ehe er sie versonnen anlächelte. "Verursachst du irgendwie dauernd Eklats, wenn man es aus der Sicht der Allianz und des Rates sieht. Und zum anderen ist es doch auch so, dass die Salarianer einen verdammten Genozid begangen haben, die Turianer ebenso! Und die Drell haben ihre eigenen Planeten ratzekahl gemacht - ich kann mich nicht erinnern, dass irgend jemand von ihnen so schlecht angesehen ist. Natürlich, die nächsten paar Jahre hat die Menschheit einen schweren Stand. Aber stell dir vor, in den Naniten wäre Gift enthalten mit denen Cerberus jeden töten könnte, den er aus dem Weg haben will - wieviele sterben würden.... dafür lohnt sich das ach so tolle Ansehen der Menschheit wirklich nicht" er fuhr sich durch die Haare, ehe er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte.
"Und was diese Dr.Evans angeht - man ging auch davon aus, dass Dr.Sullivan von Cerberus umgebracht wurde. Vielleicht lebt ihre Tochter noch und wird von Cerberus als Druckmittel festgehalten - das würde eine kooperation durchaus erklären oder?"