Purgatory

Nathan ging langsam an den dutzendenm übereinander gestapelten Käfigzellen vorbei. Im Grunde waren sie alle nichts anderes als größere Schränke in denen es ein Klo gab. Die größeren teilte man sich mit bis zu zehn Mann um Platz zu sparen. Die Ketten an seinen Händen hemmten die Biotik ebenso sehr wie es das elektrische Halsband tat das man ihm umgelegt hatte. Seine Augen waren tief eingesunken und seine Lippe schien mehrfach aufgeplatzt zu sein, trotz seiner Regenrationszeit hatte sich hartnäckiger Wundschorf darauf gebildet. Man hatte ihm nicht sagen wollen wie es um Natalee stand, hatte ihn nicht ein einziges Mal mit seiner Tochter reden lassen. Der Rat hatte ihn abgeschoben, in die dreckigste und Menschenunwürdigste Kaschemme die man sich hatte vorstellen können. Und auch dort hatte er die Kontrolle verloren. Die zehn Männer hinter ihm hielten die Sturmgewehre auf ihn gerichtet, während der elfte und zwölfte vor ihm gingen und ihre Universalgeräte in die Luft hielten. Entfernte er sich auch nur einen Zentimeter von dem gewünschten Abstand sendete sein Halsband beinahe tödliche Stromstöße aus. Er sah noch einmal nach oben, schloss langsam die Augen und atmete tief ein und aus. So hatte er niemals enden wollen...


Warden Kurel stand bereits in der kleinen Empfangshalle die Mimi und Han betraten und klackte unerfreut mit den Kieferplatten. "Mister Weng, Misses Takara - es ist stets eine Freude Zahlungswillige Kunden begrüßen zu dürfen" meinte der Turianer und meinte es sogar erstaunlich ehrlich. Er war mehr als froh wenn er diesen Kerl nur vom Hals bekam. "Ich habe ihnen sämtliche Vitaldaten auf diesem PDA zusammen gefasst, vor allem an seiner DNA scheint ziemlich herum gepfuscht worden zu sein was den hohen Preis von acht Millionen Credits erklären dürfte" er händigte Han das PDA aus und deutete ihnen ihm zu folgen während er durch die langen Korridore des Purgatory schritt und garnicht darauf acht gab ob die anderen beiden mit ihm Schritt halten konnten. "Das Purgatory erfüllt die höchsten Sicherheitsvorschriften und ist vom Rat höchst persönlich abgesegnet und wird von diesem mit finanziellen Mitteln unterstützt. Wir sorgen nicht nur dafür, dass der Abschaum der Galaxie von der Straße kommt, sondern das er auch nicht mehr dorthin zurückkehrt. Die entsprechenden finanziellen Grundlagen vorrausgesetzt.
Ihr Subjekt ist ein ziemlich wilder Bursche Mister Weng. Er hat seit seiner Ankunft fünf Mithäftlinge Krankenhausreif geprügelt, er hat einem der Wärter die beiden Kieferplatten abgebrochen und es geschafft in der Küche eine Gasexplosion zu entfachen, welche für einigen Wirbel gesorgt hat. Egal wie stark die Züchtigungsmaßnahmen waren, er hat sie alle weggesteckt. Wir konnten ihm garnicht so schnell Wunden zufügen wie sie heilten. Momentan befindet er sich auf dem Weg zu einer Kryostaiskapsel zu Sicherheitszwecken seiner Mitinsassen. Hier sind einige krasse Schweinehunde eingesperrt, aber er hat sich mit jedem Angelegt, als wäre es ihm egal was mit ihm passiert. Ich frage mich welches Interesse sie an einem solchen Mann haben Mister Weng?"

"Forschung und Entwicklung." Antwortete Han lediglich, wobei sein, in diesem Moment allzu ruhiger Blick noch einmal über die zahlreichen Gefängniszellen ging. Ein prüfender, abschätzender Blick bei jedem Einzelnen Mann und jeder einzelnen Frau welche sich momentan durch das dünne Glas zu sehen war. Jeder von ihnen wirkte auf seine ganz eigene Art und Weise zerstört, jedoch musste Han nicht einen kalten Blick mimen, er hatte ihm in diesem moment ohnehin inne. Er hatte in seiner Laufzeit zu viel gesehen und war dabei immer und immer wieder erschreckt gewesen, was Menschen anderen Menschen antun konnten, in einigen Fällen auch Ailen's. Viele hier verdienten jeden einzelnen Hieb den sie bekamen, das Dasein hinter Gittern, doch das Nathan dazu gehören sollte.
Nein, trotz all der Dossiers die er über die letzten Jahre gelesen hatte. Nein, das konnte nicht sein. "Wirklich beeindruckend was sie hier aufgebaut haben." Meinte Han nur mit einem kurz angebundenen Nicken und verschränkte erneut die Arme hinter seinem Rücken. "Aber ich würde es begrüßen wenn sie uns direkt zu meiner Ware führen. Ich denke eine schnelle Auszahlung liegt auch in ihrem Intresse." Das sich Sklavenhändler jeglicher Art hier wohl fühlten konnte er verstehen. Im Grunde konnte man es ihnen nicht angenehmer machen. Man musste nicht einmal vor irgend einem Übegriff Angt haben, da dies hier bereits die Staatsgewalt war. Jeder Handel der über das Purgatory abgeschlossen wurde, war für den Kunden nicht gefährlich. Beide Parteien waren abgesichert. Nun, zumindest solange der Kunde zahlte. Zwar wusste Han nichts genaues, doch konnte er sich vorstellen das eine ausbleibende Zahlung bei dieser Art Geschäftsmänner... ungesund enden konnte.

Warden nickte nur kurz, ehe er sich umdrehte und weiter durch den langen Gang ging und vor einer Sicherheitstür stehen blieb welche durch einen Retinascan seiner kleinen, Vogelartigen Augen geöffnet wurden. Er warf noch einen kurzen Blick nach hinten ehe er sich umwandte und weiterging. Aus irgend einem Grund kam ihm das Gesicht der Frau neben Mister Weng bekannt vor, wenngleich er es auch nicht einzuordnen wusste. Je mehr er sich zu erinnern versuchte, desto mehr jedoch entglitt das Gesicht aus seinem Gedächtnis und schließlich schüttelte er den Kopf, verbannte all dies in das Reich des Gedächtnisses und gab sich damit zufrieden, dass er sie vielleicht einmal aufgrund seiner früheren Arbeit bei C-Sec gesehen hatte. Wo, wann und warum das gewesen war, darüber konnte er zum jetztigen Zeitpunkt nicht einmal mehr spekulieren, dafür war all das viel zu lange her gewesen.
Er erreichte schließlich mit den beiden potentiellen Käufern die Zelle in welche Nathan eingesperrt war. Es war nicht viel mehr als eine etwas abseits stehende Kammer mit einer Glasscheibe in Höhe des Gesichts hinter den man einen bleichen, von blauem Nebel umgebenen Nathan erkennen konnte der die Augen wie zum Schlafen geschlossen hatte. Die einzige Abwechslung brachte das Halsband, welches abwechselnd rot und gründ blinkte. "Hie ist ihr Subjekt. Wir können es ihnen innerhalb von fünfzehn Minuten verladen, wenn sie direkt kaufen und mir das Geld per Sofortlink auf mein Universalgerät überspielen"

"Ich mache ihnen folgenden Vorschlag. Sie laden mir das Subjekt in mein Shuttle, sodass wir direkt abreisen können. Wenn dies erfolgt ist, werde ich ihnen das Geld direkt überweisen." Erwiderte Han nur mit einer gefühlslosen Miene, Nickte nur noch einmal kurz als er Nathan sah um so klar zu machen das dies der Mensch war, den er kaufen wollte. Der andere schlief, oder schien zumindest so zu tun um weiteren Foltern aus dem Weg zu gehen, auch wenn er bezweifelte das die Wärter auf so etwas Rück sicht nahmen. Er sah mitgenommen aus und das Halsband das immer wieder aufblinkte versetzte ihm einen weiteren klaten Schauer auf dem Rücken, jedoch sagte er nichts weiter, betrachtete den Agenten und ehemaligen Kollegen nur noch einmal eingehend ehe er die Hände von seinem Rücken nahm und sich nun stattdessen vor seiner Brust verschränkte.
Der Turianer indess schien zufrieden mit der Zahlungsmethode zu sein, zumindest konnte Han bereits erkennen das er seinen ersten paar Leuten bereits die Anweisungen zum Transport einer Fracht weitergab. Neben Nahtan's Zelle konnte man einen Mann mit eingefallenen Wangen und einem Blick in den Augen sehen, der förmlich den Wunsch nach dem Tod ausstrahlte. Hätte man nathan über einen längeren Zeitraum hier gelassen... Han wollte sich gar nicht vorstellen was geschehen wäre. "Wir werden uns gut um ihn kümmern." Meinte er nur noch einmal mit einem rauen Lachen, ehe er erneut das Halsband musterte, welches noch immer an den Seiten ein Leuchten von sich gab. "Es war schön mit ihnen Geschäfte zu machen."

Warden schnaubte und schüttelte nur den Kopf, ehe er sich von der Wand abstieß an der er gelehnt hatte und seinen Männern Anweisungen gab. Er betrat einen der Seitengänge und ließ seine Männer die weitere Arbeit machen. Einer seiner Leute würde schon noch den Papierkram erledigen. Warden wusste zwar, dass irgendetwas an der gesamten Geschichte faul war, aber wenn er ehrlich war war es ihm mehr als egal. Er würde Nathan sowieso bald wieder in seinem Gefängnis begrüßen dürfen. Männer wie er kamen immer wieder in dieses Gefängnis und Warden war sich erstaunlich sicher, dass der Hüne dem Asiaten sobald er freigelassen wurde einfach das Rückgrat brach und ihn in irgend eine Ecke werfen würde.
Ein großer Greifarm umschloss Nathans Zelle, dockte sie ab und transportierte sie durch die halbe Anlage, während ein Turianer die beiden Asiaten aus dem Gefängnis bis zu ihrem Shuttle geleitete wo sie noch sehen konnten wie zwei Batarianer Nathans Kapsel in das Shuttle schoben. Nachdem Han die Rechnung beglichen hatten wurden die Magneten abgeschaltet die das Shuttle auf Position hielten und Abflugerlaubniss wurde erteilt. Warden sah dem wegfliegenden Schiff noch einmal nach und lächelte böse. Die beiden hatten ja keine Ahnung gehabt was sie sich da auf den Hals geladen hatten.

Mimi betätigte einige Einstellung an der Kapsel nachdem sie mehrere Stunden zwischen sich und die Purgatory gebracht hatten. Die Temperatur stieg langsam und der Kryorauch wurde abgesogen, ehe die Tür aufglitt und weißen Bodennebel hinaus wallen ließ. Nathan sackten die Beine weg und er fiel zu Boden, während er mit klammen Fingern nach irgend einem halt suchte, sich übergab und zitternd, schweißgebadet neben seinem eigenen erbrochenen liegen blieb. Er sah mit den Augen zitternd nach links und rechts. Er konnte noch nichts sehen, wusste zwar das dies eine normale Nebenwirkung war und es in spätestens zwei Stunden aufhören durfte, aber dies machte seine Panik nicht besser. Er wusste nicht wie lange er weg gewesen war, wo er war oder was man ihm antuen wollte. Kalter Schweiß rann ihm über die Stirn. "Was wollt ihr jetzt noch?"

"Oh Gott, du warst ja früher schon erbärmlich, aber das hier ... du übertriffst dich immer wieder selbst. Ich muss dir fast dazu gratulieren", raunte Mimis Stimme zuerst durch den Raum, die bislang vollkommen ruhig auf ihrem Platz gesessen hatte und den Blick nicht auf ihre soeben gekaufte Ware gewandt, sondern vielmehr darauf gerichtet hatte, welcher Verkehr von dem Purgatory ausging. Kuril hatte geahnt, dass etwas nicht stimmte und sie war sich mehr als sicher, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis man ihnen auf die Schliche kam - umso wichtiger war es jetzt, dass sie aktiv wurden und keine weitere Zeit vergeudeten. Als Nathan sich nach knappen drei Stunden Flug wieder rührte, hatte sie nur kurz den Kopf gehoben und sich schließlich aufgerichtet, als seine Stimme erklungen war. Die Asiatin setzte ein paar Schritte nach vorn, warf Han im Vorbeigehen einen warnenden Blick zu und zog dann aus ihrer Tasche eine kleine pistolenähnliche Waffe, um deren Abzug sie jetzt den Finger legte.
Ein Knall ertönte und nur wenig später bohrten sich vier Bolzen durch seine beiden Oberarme und Oberschenkel, sendeten permanente Stromstöße durch seinen Körper, die ihn am Boden hielten, ihn unkontrolliert zittern ließen. Seelenruhig beugte Mimi sich zu ihm hinab, fixierte sein Gesicht und legte schließlich die Hand um sein Kinn als die ersten Stromstöße versiegt waren - unbarmherzig hielt sie ihn fest, die Augen fest auf die seinen gerichtet. "Warst du es?" Es war nur diese einzige Frage, die kalt und berechnend die Lippen der Asiatin verließ, die bereits ihr Messer über seinem Herzen schweben hatte, bereit in jeder Sekunde zuzustechen, sollte er auch nur mit dem Gedanken spielen, eine falsche Bewegung zu machen. Noch einmal würde sie sich nicht von ihm fast umbringen lassen und sie würde ihm diese Frage nur ein einziges Mal stellen.

"Mimi?" fragte Nathan, wollte gerade zu einer zweiten Frage ansetzen als der Schuss ertönte und er aufschrie als die Bolzen sein Bein durchschlugen und an den Boden pinnten. Der Schmerz kam überraschend nach dem plötzlichen auftauen und er keuchte auf, ehe er den Kopf hob und zu einer Beleidigung ansetzen wollte, als die Stromstöße zu fließen begannen. Er warf sich nach hinten, während seine Muskeln zu krampfen begannen und das Implantat in seinem Hals und seinem oberen Rückenmark. Er versuchte an den Bolzen zu reißen, die nur die Wundränder noch auffledderten und erneut Strom durch seine Körper jagten, er nach hinten klatschte und mit dem Kopf gegen das harte Metall schlug.
"Nein!" brüllte er schließlich und schüttelte den Kopf ehe Mimi erneut Stromstöße durch seinen Körper jagte und er krampfhaft versuchte sich irgendwo fetszuhalten, was eine dämliche Entscheidung war. Als er nach einem ROhr griff und damit eine zweite Erdung herstellte wurde er von dem verstärkten Schlag beinahe fortgerissen, seine Muskeln krampftne jedoch und er konnte die Stange nicht loslassen. "ICH LIEBE SIE..." schrie er, als Mimi kurz von ihm abließ. "Ich bin einfach aufgewacht, total benommen... man muss mir was gegeben haben... ich hab sie so gefunden und... nur das Messer raus gezogen, so hat mich C-Sec vorgefu.." weiter Erklärungen gingen in einem Schrei unter, während er sich zurückwarf, keuchte und Tränen flossen da Mimi die Voltzahl immer höher drehte. Die eigentliche Wunde tat schon garnicht mehr Weh, der Schmerz wurde von allem anderen überlagert. "Ich sag die Wahrheit! Bitte hört auf.... ich werde nichts anderes sagen nur damit ihr aufhört... das ist die Wahrheit! Bitte... das ist die Wahrheit..." Tränen liefen ihm über die Nassen Wangen ehe er wieder halb zusammen klappte

Grob umschloss Mimi noch einmal mit ihren Fingern sein Kinn, hielt es in einem unbarmherzigen Griff fest und zwang Nathan so sie anzusehen, während sie in seinen Augen nach einem Hinweis darauf suchte, ob er jetzt die Wahrheit sagte, oder nicht. Sie fand kein einziges Anzeichen für eine Lüge und so beendete sie die Voltladungen, die durch seinen Körper flossen mit einem einzigen letzten Stromschlag, ließ sein Kinn los und rammte das Messer, das sie in der rechten Hand gehalten hatte, direkt neben sein Gesicht in den Metallboden. Die Waffe blieb leise sirrend darin stecken während Mimi sich kopfschüttelnd wieder aufrichtete und in aller Seelenruhe zu ihrem Platz zurückkehrte, die Bolzen einfach in Nathans Fleisch stecken lassend - er würde sie sich schon selbst herausziehen, wenn er wieder aufrecht stehen konnte, auch wenn das für sie bedeuten würde, dass sie ihm nicht mehr den Rücken würde zuwenden dürfen. Er würde vermutlich einmal mehr keine einzige Chance auslassen, um sie dem Tode zu überlassen oder selbst umzubringen und sie würde wie immer mit dem Wissen leben, dass er sich einen Dreck darum scherte.
"Er sagt die Wahrheit", meinte sie lediglich schulterzuckend in Hans Richtung, der zu seinem Glück bislang ruhig und regungslos geblieben war, als sie den anderen passierte und griff in dem Shuttle nach einer der Schubfächer, in welchem normalerweise die Notfallrationen platziert worden waren. Hier fanden sich jetzt einige der Kleider des einstigen Agenten, die sie ihm jetzt zuwarf und die unmittelbar neben Erbrochenem und Kühlwasser liegen blieben. "Zieh dich um", ordnete sie lediglich mit frostiger Stimme an und wunderte sich einmal mehr über die erbärmliche Erscheinung des arroganten, ignoranten und egoistischen Mannes, den sie kennen gelernt hatte. Von dem Mann, der einst behauptet hatte 72 Stunden Folter als Bester im Kurs überstanden zu haben, war hier wenig zu sehen - er hatte bereits nach kaum 2 Minuten gejammert und zu heulen angefangen, und dabei hatte sie lediglich zu den Methoden gegriffen, die auch das SAS ihr beigebracht hatte. Alles, was er hatte, war eine riesengroße Klappe und dennoch lag nicht mehr als heiße, faulige Luft dahinter.

Nathan griff mit klammen, zitternden Fingern nach dem ersten Bolzen welcher die unliebsame Symbiose zwischen Bein und Boden herstellte und griff recht kraftlos zu, während er mit knirschenden Zähnen den Bolzen langsam aus dem Fleische zog. Er spürte wie die Wunde geradezu pulsierte und sich ein warmes Gefühl des Schmerzes in seinem eiskalten Bein ausbreitete wie eine Welle. Auch der zweite und dritte Bolzen vermochte er mit viel Mühe und Tränen in den Augen hinaus zu ziehen, ehe der vierte und letzte Bolzen an die Reihe kam. Schon bei seinem ersten Versuch ihn hinaus zu ziehen spürte wer, wie ein stärkerer Schmerz begleitet von einem Knirschen durch sein Bein fuhr und seinen Kiefer zu betäuben schien. Er tastete nach unten in die Wunde und spürte splitternden Knochen. Noch immer konnte er nichts sehen und so wischte er seine Hände nur an dem nächsten Stoffstreifen ab den er bekommen konnte und Griff erneut nach dem Bolzen, ehe er diesen mit aller Kraft die er aufbringen konnte hinaus zog. Knochen knirschten, ein ratschen fuhr durch sein Bein, seinen Oberkörper entlang und schien seinen Schädel zu sprengen, ehe er auch den letzten Fremdkörper aus dem Fleisch entfernt hatte. Er keuchte, warf ihn beiseite und sackte erst einmal gegen eine Wand ehe er langsam damit begann sich umständlich auszuziehen und die neuen Klamotten die Mimi ihm zugeworfen hatte recht umständlich und unelegant über zu werfen und oben sowie unten heraus zu finden, ehe er einigermaßen frisch aussah. Noch immer starrten seine Augen ins Nichts, wenngleich er auch langsam verschiedene Helligkeiten zu erkennen glaubte und er sich auf einen Sitz fallen ließ.
"Wieso... ich meine was.... ich weiß ehrlich gesagt nicht was hier eigentlich los ist"

"Ehrlich jetzt?" Fragte Han im ersten Augenblick, viel zu Perplex irgendetwas anderes von sich zu geben. Er hatte nicht mit dem plötzlichen Angriff der anderen gerechnet un war für einen kurzen Augenblick zusammengezuckt als Nathan an die Wand gepinnt worden war, ehe er wieder Haltung angenommen hatte, den Rücken durchgedrückt hatte um den Ausdruck im Gesicht zu erlangen, den er bei zahlreichen Verhören von jedem Ausbilder hatte ertragen müssen. "Du meinst außer der Tatsache das dir Vorgeworfen wird du hättest versucht deine Frau mit ein paar Messerstichen zu töten? Außer deinem Aufenthalt im Purgatory aus dem wir dich vor ein paar Stunden geholt haben?" Er konnte Mimi durchaus verstehen und wenn er ehrlich war, dann hätte er vermutlich genau das gleiche getan, wenn auch ein wenig entschärfter. Normale Elektroden an beiden Schläfen hätten es sicherlich auch getan, doch eines musste er der anderen Agentin neidlos eingestehen, sie arbeitete direkt, sicher und effektiv. "Und was jetzt ist... naja sobald die Galaxie mitbekommt das der vermeidliche Mörder vom ersten menschlichen Spectre auf freiem Fuß ist werden sich Kopfgeldjäger und alle Arten von Gesetzeshüter nach deinem Kopf sehnen, zusammen mit dem Großteil vom Team der Vancouver. Also alles in allem zusammengefasst... du bist ziemlich am Arsch Alter... Und ich bin hier weil... naja, weil ich dich damals anders kennen gelernt hab. Ganz im Ernst für sowas bist du nicht verrückt genug... du hast nicht einmal die Frauen beim Training damals richtig schlagen können."

Nathan fuhr sich über das Gesicht, versuchte die Quelle der Stimme ausfindig zu machen und blinzelte. "Han? Du verfickter Schweinehund" meinte er und rieb sich die Augen, wenngleich dies auch keine wirkliche Verbesserung brachte. "Versucht?" fragte er vorsichtshalber und sein Herz machte einige Luftsprünge, schien wild gegen seinen Brustkorb zu hämmern. "Heißt das Natalee ist nicht tot?" seine Stimme war verdammt leise geworden während sich ihm die Neuigkeit erst langsam vor seinem geistigen Auge in voller Klarheit eröffnete. "Aber... dann muss sie doch irgendwem gesagt haben, dass ich es nicht war! Wieso habt ihr mich dann befreien müssen? Und.... wieso ich muss gestehen ich versteh das alles gerade nicht" Und dass ich nichts sehe macht die Sache nicht erträglicher, kein Stück weit er biss sich auf die Lippe, schrägte den Kopf an und versuchte sich zu beruhigen während sein Rücken sich langsam meldete und auch die restlichen Gliedmaßen zu prickeln begannen als sie erneut von Blut durchflutet wurden.
"Also... ihr habt mich befreit... ich meine ich bin euch wirklich dankbar aber was sollen wir jetzt machen? Ich meine... wenn wir jetzt wirklich gejagt werden, wenn wir.... wenn ich. Wenn sie mich töten wollen, dann fuck. WIeso sagt Natalee denn nichts zu alledem?"

"Würde sie vermutlich, wenn nicht irgendjemand sie ins Koma geprügelt hätte. Da sind zahlreiche Knochen zu Bruch gegangen, einiges auch in ihrem Kopf, mehrere Stiche in den Brustkorb - die Lunge ist kollabiert. Momentan sagen die Ärzte noch, dass sie nicht wissen, wann oder ob sie überhaupt wieder aufwachen wird - Kai hält uns auf dem Laufenden, was ihren Zustand angeht", mischte sich Mimi nach einer Weile des Schweigens wieder ein und ließ sich wieder auf ihren Platz sinken, nachdem sie ihre Waffe gesichert hatte und selbige schließlich wieder in ihrem Holster verstaut hatte. Es war ein ungewohntes Gefühl, eine Pistole bei sich zu führen, selbst wenn sie mit eben jener nur Bolzen verschoss, die über eine elektrische Spannung verfügten und einen Gegner damit förmlich grillen konnten. Es war effektiv, das ohne Zweifel, aber sie zog es dennoch vor, sich lieber ganz persönlich ihrer Zielperson zu widmen, ihr in die Augen sehen zu können, wenn sie ihren letzten Atemzug taten und sie damit wissen zu lassen, wer sie getötet hatte. Es mochte der Aberglaube ihres Herkunftslandes sein, doch sie wollte damit verhindern, dass sich böse Geister irgendwo auftun und den Lebenden schaden konnten.
"Die gesamten Leute glauben, dass du es warst, nachdem du vor drei Wochen ins Purgatory gebracht worden bist. Ein Teil des Teams hält sich aus der Sache raus - Sutherland ist der Meinung, dass du es nicht warst, Braiden ebenso und Kai steht auch auf unserer Seite. Kain und Rebecca halten sich aus der ganzen Sache raus, aber der Rest hasst dich eigentlich ziemlich und wird dich vermutlich jagen, sobald du dich irgendwo blicken lässt", fuhr sie dann fort und lehnte sich ein Stück zurück, einige Strähnen aus ihrem Gesicht wischend ehe sie Nathan wieder fixierte. "Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du kriegst den Arsch hoch und findest denjenigen, der dir das anhängen wollte oder aber du rollst dich weinend in deiner Kotze zusammen und ich erklär dem Unbekannten, dass sein Geld leider ohne Sinn und Zweck drauf gegangen ist."

Es war zu viel Information die auf ihn einschlug und unter sich zu begraben drohte. "Ob sie überhaupt..." flüsterte er leise und biss sich auf die Lippen, versuchte dieses Wissen zu verdauen während sich sein Magen erneut umzudrehen versuchte. "Das ist grade irgendwie ziemlich viel" gestand er ein und plusterte die Backen auf, dass durfte doch alles nicht wahr sein. Der Großteil von Team traute ihm diese Tat zu - eine ebenso erschreckende als auch, wie er sich eingestehen musste, vorhersehbare Tatsache. Er hatte sich nicht gerade sonderlich viel Mühe gegeben beliebt zu werden und seine Aggressionsprobleme hatten die Sache nicht zu seinem Vorteil verändert. Er stützte den Kopf in die Hände, knirschte mit den Zähnen und versuchte alles in eine logische Reihenfolge zu bringen, die er nicht nur verstehen sondern auch noch unter Kontrolle halten konnte. "Fuck... okay, ich muss mich konzentrieren. Ich will, dass die Sache aufgeklärt ist und dann... muss dieser Scheiß aus meinem Körper raus. Ich will endlich wieder mein verdammtes Leben wieder zu haben! Ich will einfach wieder normal sein und mich unter Kontrolle zu haben. Und wenn ich mein Leben zurück haben will muss ich dafür arbeiten. Und ich weiß, dass ich das nicht alleine schaffe. Ihr habt mich raus geholt, warum auch immer ihr all das für mich auf euch genommen habt. Ich brauche eure Hilfe, also... das heißt, wenn ihr mir helfen wollt"

Für einen kurzen Moment war Mimi versucht, einfach nur bitter aufzulachen und den Kopf zu schütteln, das Schiff mit einem der Shuttle zu verlassen, an irgendeinen anderen Ort, wo sie nicht Nathan ins Gesicht sehen musste, für den die gesamte Aktion, die gesamte Befreiung irgendwie selbstverständlich gewesen war. Er hatte sich nicht ein einziges Mal bei Han und ihr bedankt, stellte nichts in Frage, sondern setzte voraus, dass sie auch jetzt noch bei ihm blieben und ihn bei seinem Rachefeldzug unterstützten. Mimi ballte in hilfloser Wut und Verzweiflung über die Reaktion des anderen die Hände zu Fäusten, doch sie blieb sitzen und gab damit ein Einverständnis, zu dem sie im Grunde genommen gar nicht bereit war. Sie hatte sich dafür entschieden, ihm beizustehen und gemäß den Regeln, die ihr beigebracht worden waren, musste sie sich auch jetzt noch um ihn kümmern bis er fähig war auf eigenen Beinen zu stehen. "Erwarte nicht, dass ich dir vertraue, Nathan. Genauso wenig erwarte ich, dass du mir vertraust", sagte sie dann und verzog für einen Moment das Gesicht, ließ ihre Worte eine Weile lang lediglich schweigend in dem Raum stehen bevor sie ein schweres, resigniertes Seufzen hintenan setzte und damit noch einmal ihr Einverständnis gab.
Wieso tat sie das alles hier? Wieso saß sie eigentlich hier und hatte einen Gefallen, den sie gut hatte, dafür eingelöst, dass ausgerechnet Nathan aus der Sache mit heiler Haut herauskam? Sie hätte soviel haben können, hätte so viel verlangen können, aber stattdessen hatte sie dafür gesorgt, dass der Mensch aus dem Gefängnis herauskam, der sie eigentlich tot sehen wollte. "Nur eine einzige Sache. Wenn du uns einfach so opfern willst, damit du dein Ziel erreichst, dann werde ich dich finden und ich werde nette, kleine Einzelteile von dir an jedes Teammitglied schicken, verstanden? Das hast du inzwischen viel zu oft versucht."

Han hatte nicht gewusst was er noch hätte sagen können, was es überhaupt noch zu erwähnen gab. Er war über die Reaktion des anderen mehr als überrascht, hatten die beiden doch sowohl ihren Hals als auch ihre Karriere riskiert, taten dies immer noch um ihn eine Möglichkeit zu geben sich freizusprechen, seine Unschuld zu beweisen, doch alles was man von dem anderen hörte waren Worte, die er so nie von einem MI6 Agenten erwartet hätte. Das die beiden nie grün miteinander geworden waren hatte Han schon im voraus gewusst, hatte sich bereits auf das ein oder andere Streitgespräch eingestellt. Doch es scherte Nathan kein Stück was mit Han oder Mimi war, sah die beiden nur vorwurfsvoll an nach dem Motto: Hättet ihr nicht mehr tun können?
E schmerzte das ganze so zu hören, doch schluckte er einfach nur kurz und schüttelte dann den Kopf. "Jetzt zieh dich erstmal um, momentan bekommen wir ohnehin kein klares Wort von dir" Er sah noch einmal kurz zu Mimi, welche die Überraschung in seinen Augen nur allzu bald erkannte, doch darüber nicht einmal ansatzweise verwundert schien und mit einem mal begann Han zu hinterfragen, warum genau die beiden sich nicht ausstehen konnten, wobei sich ein gewisses Muster abzeichnete das er hier gerade im vollem Maß erkennen konnte.