Las Vegas

Langsam trat Nathan aus dem kleinen interstellaren Privatjet in welchem sie die letzten Stunden verbracht hatten nachdem sie von der Luna-Basis aus sämtliche formalitäten abgehackt hatten. Zwar war es für Natalee als Spectre in der Regel kein Problem, aber ein kleines Kind und die beiden anderen Männer in das durch das Chaos auf der Erde streng bewachte Vegas zu bringen erforderte einiges an Papierkram. Die Sonne prallte mit satten 42° auf seinen Kopf und langsam zog er die Sonnenbrille aus seiner Tasche, setzte sie mit einem Schwung auf und grinste. "Vegas Baby" meinte er und kratzte sich kurz an der Nase, ehe er sich zu seiner Tochter umwandte welche zwischen ihm und seiner Frau auf der kleinen Treppe stand die auf das Flugfeld führte. "Hör mal gut zu Christine. Das hier ist ein verdammt großer und gefährlicher Ort, also bleibst du nur auf der großen Einkaufsmeile und shoppst was das Zeug hält. Wie abgemacht wird Han deine Einkaufstüten schleppen und als dein persönlicher Assistent und Bodyguard zur Seite stehen während deine wunderschöne Mutter und ich ins Kasino gehen. Zumindest morgen. Heute machen wir alle drei etwas zusammen, na wie klingt das?" fragte er lachend und zwinkerte seiner Tochter zu ehe er die restlichen Stufen im Eiltempo hinunter schritt, und sich streckte, die Sonne genoss die ihm auf den Pelz schien.
"Na los Leute!"

"Bitte was?" Wiederholte Han noch einmal verwundert, schüttelte den Kopf um seiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen, ehe er in die pralle Sonne von Vegas sah und sich ebenfalls eine Sonnenbrille aus seiner Hemdtasche angelte, welche durch das reflektierende Licht grell aufblitzte. Das Angebot das die beiden ihm gemacht hatten, nach allem was geschehen war, war mehr als nett gewesen, zumal er noch nie in Vegas gewesen war, jedoch schon viel davon gehört hatte. Das schnelle Geld, grelle Neonlichter und an jeder Ecke irgend ein schräger Vogel der betrunken durch die Straßen tigerte, während man ihn an anderer Stelle wahrscheinlich schon sehnlichst vermisste. Nun, genau das schien es zu sein, auch wenn durch die starke Sonne die Lichter noch nicht allzu gut zu erkennen waren, doch war sich Han sicher das sich dies spätestens mit der bald einsetzenden Dämmerung ändern würde. "Also ich..." Fing er noch an, doch schon war Nathan mit Natalee im Arm in den tobenden Straßen verschwunden, sodass er nun nur noch einen Teenager neben sich zu stehen hatte, welcher immer und immer wieder in einen kleinen Spiegel blickte um zu überprüfen ob ihre Haare denn richtig saßen. Man dürfte dies keinesfalls falsch verstehen, sie war sicherlich ein liebes, ruhiges und nettes Kind, unter geschätzten zwanzig Centimetern Make Up. "O - kay." Meinte er langezogen und klatschte kurz in die Hände, ehe er sich an Christine wandte. "Wo willst du denn zuerst hin?"

"Wie wär's mit - ins Hotel?", fragte Christine skeptisch und zog die Augenbrauen hoch, während sie ihren neu auserkorenen Babysitter musterte, von dem sie inzwischen glaubte, sie würde ihn wirklich nicht mehr brauchen, allerdings hatte ihr Vater sich nicht beirren lassen, auch wenn sie erst mit Engelszungen auf ihn eingesprochen und es schließlich, als das gescheitert war, mit einem Wutanfall versucht hatte. Nichts davon hatte Wirkung erzielt - von der Tatsache einmal abgesehen, dass ihre Mutter ihr gedroht hatte, wenn sie sich jetzt nicht benahm, würde sie zu ihrem Urgroßvater müssen und würde kein Taschengeld mehr bekommen und so hatte Christine sich irgendwann einfach geschlagen gegeben und sich langsam mit dem Gedanken angefreundet, jemanden bei sich zu haben, der ständig auf sie aufpasste. Ihr war wenigstens ein eigenes Zimmer versprochen worden.
Langsam klappte Christine den Spiegel in ihrer Hand wieder zu und schob ihn zurück in die Handtasche, die sie an ihrem Arm baumeln hatte ehe sie sich in Bewegung setzte, nachdem auch sie ihre Sonnenbrille aufgesetzt hatte. "Holst du mein Zeug?", fragte sie noch vollkommen unschuldig über die Schulter an den Koreaner gewandt hinzu und blinzelte mit einem einnehmenden Lächeln, wie es auch an ihrer Schule bisher immer funktioniert hatte. Der Flug selbst hatte ein paar Stunden gedauert, die sie größtenteils damit verbracht hatte, Bilder zu machen und ihren Freundinnen zu schicken, damit die wussten, wo sie sich gerade befand und mit ihnen gemeinsam darüber sprechen konnte. Sie hatten ihr Hinweise gegeben, wo sie am besten einkaufen gehen konnte und sie hatte sich alle Daten auf ihrem Universalgerät gespeichert, damit sie nachher nichts vergessen konnte. "Ich muss mich umziehen, bevor wir losgehen ... und du auch."

Han zog im ersten Moment nur fragend die Augenbraue in die Höhe, ehe er sich kurz darauf fragte ob etwas an seinem Äußeren denn nicht stimmte. Es liefen allerlei kuriose Gestalten auf der Straße herum, reichte es da nicht wenn man als einer der wenigen ganz normal gekleidet war um zu der High Society (Verfickte Scheiße ist dieses Wort schwer zu schreiben) zu zählen, nichts desto trotz nickte er jedoch nur mit einem Lächeln, wissend das er bei einer Disskusion mit Christine wohl ohnehin verlieren würde. Das Gepäck das er kurz darauf mit sich zog fühlte sich nicht nach dem Reisegepäck für eine zwölfjährige an, sondern eher nach einer komplett Ausrüstung für ein Football Team. Die Sonne stach noch immer auf seinen Kopf und im selben Moment verfluchte er sich für seinen schwarzen Haare, welche die Hitze scheinbar anzogen und es kam ihm wie eine Erlösung vor, als er endlich durch die Drehtür in den gekühlten Eingangsbereich des Hotels kam. "Wow." Meinte er nur staunend und betrachtete kurz den riesigen Kronleuchter, welcher in der Mitte des Raumes thronte und scheinbar mit Steinen verziert war, die seinem Monatseinkommen gleichkamen. "Nette Gegend." Kommentierte er das Hotel, ehe er die zahlreichen Gepäckstücke abstellte und noch einmal grinsend zu all den bildhübschen Frauen sah, welche gerade dabei waren einzuchecken. Ein paar von ihnen schenkten Han sogar ein kurzes Lächeln, woraufhin er nur kurz die Hand hob.

Christines Suite:

Nathan&Natalees Suite:

Hans Suite:



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Nathan übergab seine Koffer schließlich dem Hotel-Boy welcher in einer umgewandelten Version des traditionellen Anzugs gekleidet war und die schiere Kofferflut nicht alleine bewältigen konnte weswegen er sich tatkräftige Unterstützung in Form von vier weiteren Angestellten herbei rief. Eine Tatsache die Nathan jedoch nur in Ansätzen unangenehm war, denn eines war sicher: Im vergleich zu den Leuten die in der Regel solche Zimmer buchten waren sie mit Sicherheit noch sehr angenehme Zeitgenossen. Er lächelte still in sich hinein, ehe er schließlich den Aufzug betrat.
Natalee und er hatten gerade erst die letzten Kleidungsstücke in die großen Schränke geräumt als das leise Pling von ihrem persönlichen Aufzug sie darauf hinwies, dass Christine mithilfe ihres Zugangschips den Aufzug betreten und zu ihnen auf den Weg gemacht hatte. Sie hatten mit dem Mädchen abgesprochen, dass sie - nachdem sie alles ausgeräumt hatte sich zusammen mit Han auf den Weg zu der großen Suite ihrer Eltern machen sollte, damit sie gemeinsam die nächsten Tage besprechen konnten. Oben angekommen nahm Nathan sie in Empfang, während Natalee schon am Hauseigenen Geldautomaten begann die einzig gültige Wertung des Strips abzuheben. Die Pokerchips - bereit seit fünfzig Jahren konnte man Geld jedweder Art in einem stets aktuellen Wechselkurs gegen Pokerchips tauschen, welche überall in Vegas als Zahlungsmittel - als einziges Zahlungsmittel gültig waren.
"Also Christine, deine Mutter und ich haben uns unterhalten. Wie wäre es, wenn wir den heutigen Tag zusammen verbringen und diesen ganz nach deinem Wunsch gestalten. Morgen und übermorgen werden wir in den Casinos sein und Han wird den Tag mit dir verbringen. Übermorgen Abend werden wir gemeinsam in irgend eine Show gehen, Montag morgens noch brunchen und dich dann zurück zur Grissom bringen. Was hälst du von dem Plan?"

Es hatte eine ganze Weile in Anspruch genommen bis das Mädchen alles so eingeräumt hatte, wie sie es für sich selbst brauchte und sie hatte ebenso dankbar hingenommen, dass Han ihrer Bitte gefolgt war, sich ebenfalls umzuziehen, damit sie sich überhaupt mit ihm zeigen konnte. Doch noch immer beäugte sie den anderen skeptisch und misstrauisch, wusste nicht so recht, was sie von ihm zu halten hatte und immer wieder fragte sie sich, ob Han nicht genauso sein würde wie Ghadir und sie entführen würde, sobald ihr Vater einmal nicht hinsah, denn mit Fremden hatte Christine bei Leibe nicht die besten Erfahrungen gemacht. Versteckt unter den gesammelten Designerkleidern, die sie mitgebracht hatte, hatte auch ihr Stoffteddy einen Platz gefunden, auch wenn sie niemals zugegeben hätte, dass sie ihn überhaupt noch besaß, aber Chiara musste unbedingt auch etwas von diesem Ausflug haben - sie war immerhin ihre Zwillingsschwester und damit ein wichtiger Teil von ihr. Jetzt jedoch hockte dieser Stoffteddy in ihrer Suite während sie selbst sich auf den Weg zu der Suite ihrer Eltern gemacht hatte, die sie jetzt bewundernd musterte.
"Warum ist eure so groß und meine eigentlich kleiner, Dad?", fragte sie, statt ihrem Vater eine direkte Antwort auf seine Frage zu geben und trat an ihm vorbei, durchlief das große Wohnzimmer und ließ ihren Blick über die Skyline Vegas' wandern, während sie missbilligend die Nase rümpfte und eine beleidigte Miene aufzog. "Das ist viel hübscher als meins oder die von Han!", beschwerte sie sich weiterhin und ließ sich schließlich wenig später auf einen der Sessel fallen, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt während sie ihren Vater finster anfunkelte. "Das ist voll unfair! Han stimmt mir da doch bestimmt zu, oder? Oder?!"

"Also.." Fing er an, ehe er einmal zu Christine, dann zu Natalee und Nathan sah. Es war eine unangenehme Patt Situation in der er sich befand und gleich was er jetzt sagen würde, einer von beiden würde kurz darauf erbost eine Augenbraue in die Höhe ziehen. Wenn man das ganze nun einmal verglich, so waren auf der einen Seite ein gut hundertzehn Kilo schwerer Koloss und eine Frau die wahrscheinlich fast so gut mit Biotik umgehen konnte wie eine Asari, dazu kam das eine gut im Umgang mit Waffen waren. Auf der anderen Seite ein kleines Mädchen mit dem er den gesamten verbringen dürfte. Die Entscheidung brauchte einen Augenblick, doch war es im Grunde von Anfang gewiss was das gesündere sein würde. "Also ich finde eure Tochter hat vollkommen recht." Sicherlich war die Meinung von Christine vollkommen überrissen und kaum nachvollziehbar, doch bei Gott, wenn er den gesamten Abend über einen nörgelnden Teenager an der Backe haben würde dann würde er sich irgendwann vor eine der vielen Stretch Limousinen schmeißen, welche meist Gäste bei ihrem Junggesellenabschied kutschierte. Er selbst empfand sein Zimmer als durchaus luxuriös, zumindest um Klassen besser als das, was Shield im meist zur Verfügung stellte und im Stillen beneidete er jeden anderen Agenten der bereits einmal hier einen Auftrag durchgeführt hatte. Er glaubte bereits die beißenden Blicke des Ehepaares zu spüren, wagte es jedoch nicht sich einfach so umzudrehen, weshalb er einfach regungslos weiter sitzen blieb.

"Aha?" meinte Nathan und verschränkte die Arme vor der Brust ob Hans Reaktion und vor allem dessen Stellungsnahme. "Bist du dieser Meinung Han? Nunja, du kannst dir natürlich gerne für dein eigenes Geld eine luxuriösere Ausstattung besorgen" er schnaubte. Es war ja unglaublich wie unverschämt der Agent wurde, nachdem der ganze Vegas Trip ihn nicht eine müde Mark kostete. Das er jetzt auch noch die unverhältnissmäßig hohen Besitzansprüche seiner Tochter unterstützte war dabei nur die Spitze des Eisbergs. "Schau mal Christine, es gibt diese Suite nur einmal und die ist für zwei Personen. Jeder von uns alleine hat sogar weniger Platz als du in deinem Zimmer. Du hast die nächst teuerste Suite bekommen, es gibt in diesem Hotel nichts besseres. Abgesehen davon kannst du das ganze Wochenende einkaufen und hier verbringen. Ganz im Ernst junges Fräulein, ich glaube das ist mehr als die meisten anderen Mädchen in deinem Alter erwarten können. Deine Mutter und ich haben unser ganzes Leben gearbeitet und wir ermöglichen dir gerne jeden Wunsch und das beste Leben das es gibt, aber ich bin mir sicher das die Suite mehr als ausreichend ist. Außerdem wirst du doch sowieso kaum drin sein, oder willst du das ganze Wochenende nur drinnen verbringen?"

"Euer Geld kommt aber gar nicht vom arbeiten!", protestierte Christine trotzig und schob die Unterlippe ein Stück nach vorn, während sie ihren Vater noch immer beleidigt ansah. Es ging ihr gar nicht darum, dass sie das gesamte Wochenende drinnen verbringen würde, als dass ihr die bessere Austattung der Suite etwas bringen würde, hier ging es ihr einzig und allein um das Prinzip, dass die Suite ihrer Eltern besser aussah als ihre eigene und dass ihr Vater sich jetzt nicht einsichtig zeigte und es ihr ermöglichte, die wenigstens besser einrichten zu können. Was sollten ihre Freundinnen denn davon denken, wenn sie ihnen Bilder schickte oder heute Abend mit ihnen telefonieren würde? Sie würden sie vermutlich dafür auslachen und genau das wollte das Mädchen nicht. "Du hast einen Teil von unserm Geld einfach in Monaco verdient und den Rest davon hat Mom geerbt, nachdem Grandpa gestorben ist", führte sie weiterhin an, zeigte sich wenig einsichtig von der Erwähnung, ihre Eltern hätten für das Geld hart arbeiten müssen. Natürlich bestand ein Teil des Geldes auch aus den Einnahmen von der Arbeit bei der Allianz, bei Shield und schließlich durch den Job ihrer Mutter als Spectre, aber das war vermutlich nur der geringste Teil.
"Christine Sophie Lewis!", mischte sich dann die harte Stimme ihrer Mutter ein und eben die war es, die das Mädchen zusammenzucken ließ ehe sie behutsam den Blick hob, um nur wenig später in das Gesicht ihrer Mutter zu schielend, die nun ihrerseits ein Stück nach vorn getreten war und Nathan die Chips in die Finger drückte. " Sei froh mit dem was du hast - es gibt hier keine Sonderbehandlung für dich, Fräulein, Noch ein einziges Wort und ich verspreche dir, ich schicke dich wieder nach Hause zu deinem Grandpa und dein Taschengeld ist gestrichen bis du dein eigenes Geld verdienst.", folgte es und langsam sank Christine weiter in ihrem Sessel ein, zog den Kopf zwischen den Schultern ein, als ihr bewusst wurde, dass sie es eben wirklich übertrieben hatte und so nuschelte sie ein halblautes "...'tschuldigung ..."

Nathan war beinahe zeitgleich mit seiner Tochter zusammen gezuckt, als unvermittelt die harte und durchaus bestimmende Stimme seiner Frau durch die Suite gehallt war die dem Streit ein sehr schnelles Ende machte. Zwar war die Drohung Christine die nächsten sieben Jahre das Geld zu streichen sehr hart, ebenso wie die Aussage sie solle sich mit weniger zufrieden geben von einer Frau kam die dies niemals so gehandhabt hatte, doch Nathan hielt sich tunlichst zurück auch nur den Gedanken in diese Richtung zu Ende zu denken in der Befürchtung seine geliebte Frau könne auf einmal Gedanken lesen, eine Fähigkeit die ihm sehr zuwider wäre wenn er ehrlich sein sollte.
"Du hast deine Mutter gehört Christine - und mir ist egal was deine Freundinnen sagen. Sie sollten dich wegen deiner Persönlichkeit und nicht wegen deinem Geld mögen. Wir haben sowieso mehr als alle anderen." meinte er und schüttelte den Kopf während er sich seine Anzugjacke überzog und die Schlüsselkarte einsteckte. "So, nachdem das jetzt geklärt ist meine Liebe können wir vielleicht einen schönen Tag haben und du kannst das Geld deiner Eltern genießen. Ich nehme an du hast dich bereits etwas mit den Möglichkeiten hier vor ort befasst. Also, hast du einen speziellen Wunsch was genau du jetzt machen willst?"

"Kein Wort, Schatz, oder ich schwöre dir, du schläfst heute Nacht im Badezimmer", raunte ihre Mutter ihrem Vater noch zu und ließ einen warnenden Blick folgen, welcher Christine dazu brachte, still in sich hinein zu lächeln und sich dazu zu entschließen, einfach still all das hinzunehmen, bevor man sich noch einmal mit ihr befasste und man ihr doch noch ihre eigene Karte wegnahm, womit das Shoppen gehen sich für sie einstweilen erst einmal erledigt haben würde. Sie konnte ihren Vater, ihre beiden Onkel und Daniel, sowie Han um die Finger wickeln, indem sie sie bettelnd anblinzelte und mit Engelszungen auf sie einsprach und schließlich herzergreifend schniffte, aber spätestens bei ihrer Mutter oder ihrem Urgroßvater war damit Schluss. Wenn die ihr einmal ihr Geld wegnahmen, dann blieb es für gewöhnlich auch dabei, dass sie keines mehr bekam und dieses Risiko wollte sie ausgerechnet hier in Vegas nicht eingehen. So strich sie sich ein paar der dunklen Strähnen aus dem Gesicht und ließ ihren Blick von einem Erwachsenen zum anderen wandern, musterte Han und ihre Eltern ehe ihre Augen an ihr selbst hinab wanderten.
"Können wir einkaufen gehen, Dad?", fragte sie und blinzelte treuherzig, beugte sich ein Stück nach vorn und versuchte sich an erneut an einem einnehmenden Lächeln während sie die Arme aus der Verschränkung löste, nur um ihr Kinn wenig später auf ihre beiden Handflächen zu stützen. "Hier gibt's so tolle Läden und Emily und Ravenna haben gesagt, dass man hier einkaufen gehen kann und die Sachen richtig gut aussehen und Han braucht unbedingt neue Sachen. Wenn er schon auf mich aufpassen soll, mein ich ... und ich muss ganz viele Bilder machen, die ich dann meinen Freundinnen schicken kann", begann sie dann plötzlich loszuplappern und ein begeistertes Funkeln trat in ihre Augen. "Die haben hier eine Straße, da muss man extra anstehen, damit man überhaupt in die Läden reinkommt. Können wir da hin, Dad? Bitte bitte!"

"Ich brauch was?" Han sah erneut an sich hinunter, hatte sich bereits ein neues Hemd aus seinem eher spärlich gepackten Reisekoffer genommen, doch schien selbst dies Christine nicht einmal ansatzweise genug zu sein. Er kannte sich in der Welt der hohen Gesellschaften nicht allzu gut aus, hatte nie viel Wert darauf gegeben das irgendetwas ein marken oder gar Designer Stück war. Für Christine schien es jedoch, genau so wie alles was den reichen Status ihrer Eltern untermalte ungemein wichtig zu sein. "Jetzt mach aber mal halblang." Erwiderte er schließlich, wenn auch etwas murrend da er sich inzwischen selbst fragte ob er überhaupt für eine solch teure Einkaufsstraße passend gekleidet war. "Ich würde vorschlagen wir gehen einfach ein wenig durch die Stadt. Wenn du irgendwo hingehen willst da können wir das gern machen. Ich meine wenn du dir mal ein paar der Sehenswürdigkeiten hier ansiehst werden deine Eltern bestimmt nichts dagegen haben, oder wenn du einmal an dem Hebel von einem Spieleautomaten ziehst." Als er erneut den kritischen, gewohnt Elternhaften Blick der beide sah lächelte er erneut. "Keine Sorge das wird nur für ein Foto sein, mehr nicht. Richtig Christine? Und ihr beide tut mir jetzt einen Gefallen und entspannt euch. Wir hatten in letzter Zeit allesamt genug um die Ohren. Ich pass schon auf eure Tochter auf, macht euch darum keine Sorgen. Nathan, du hast mit mir zusammen gearbeitet, du weißt das ich absolut verlässlich bin. Und nun fangt endlich an euch zu erholen."
Han mochte zwar nicht unbedingt all dieses Überfluss an Geld für Kleidung und ähnlichem, doch genauso wenig mochte er eine zu strenge Hand von Eltern. Christine war zwölf und nicht allein in der Stadt, zudem waren sie in einem Nobelviertel. Das einzige was ihr hier passieren konnte war, das sie sich irgendwann an der schon glühenden Kreditkarte verbrannte.

"Das ist... echt nett gemeint Han" meinte Nathan mit erhobenen Augenbrauen und sah den anderen an während er den Kopf schief legte. "Also das ist WIRKLICH nett gemeint, aber ich habe meine Tochter seit drei Monaten nicht gesehen, ebenso wenig wie meine Frau. Wir haben so schon kaum Zeit füreinander und ehrlich gesagt möchte ich den heutigen Tag dann doch recht gerne mal mit meiner Familie verbringen. Also, das wäre schon ziemlich cool irgendwie" er schmunzelte während er seine kleine Prinzessin von oben bis unten musterte. Er klopfte schließlich die Taschen seines Jacketts ab ehe er einige Karten aus der obersten Manteltasche zog und diese Christine vors Gesicht hielt.
"Weißt du, du hast doch öfters mal von der Boyband "The biotic crushers" erzählt und das du auf ihre Musik total abgehst. Nunja, wie es der Zufall so will haben die heute Abend ein Konzert hier in Vegas. Und ein alter, ehemaliger Kollege von mir der zusammen mit mir beim MI6 angefangen hat macht mittlerweile sein Geld als Personenschützer für Berühmtheiten. Und naja, ich habe einige Anrufe getätigt und was hälst du davon die vier Jungs heute persönlich kennen zu lernen? Nach der Show? Ich habe es nämlich so gedreht das die vier Jungs sich heute in deiner Suite einfinden für eine After Show Party, aber wenn dir dein Zimmer natürlich zu klein ist sollte ich das vielleicht abblasen"

Blinzelnd starrte Christine auf die Karten, die ihr Vater ihr hinhielt und schien im ersten Moment nicht ganz zu begreifen, was er ihr da soeben eröffnet hatte, doch dann drang die Nachricht allmählich zu ihr hindurch und Unglauben trat in ihr Gesicht, erhellte eben jenes wenig später als sie sich begann auszumalen, wie ihr Abend aussehen würde. Im zweiten Moment begann sie begeistert aufzukreischen und ihrem Vater wenig später um den Hals zu fallen, ihre Arme um seinen Hals zu legen und ihn eng an sich zu drücken. "Danke Dad! Danke danke danke!", versuchte sie ihre Fassungslosigkeit, begleitet von der Hysterie irgendwie in Worte zu fassen, wobei sich dennoch ihre Stimme immer wieder überschlug und ungewohnt schrill durch die Suite hallte. "Du bist der Beste! Ich hab dich so lieb!", redete sie weiter, ohne ihren Griff um ihren Vater zu lösen, stattdessen drückte sie ihn noch einmal an sich ehe sie sich rasch von ihm löste und bereits wieder nach ihrer Handtasche griff, nur um sich wenig später daran zu erinnern, dass sie ihr Universalgerät doch ohnehin ständig bei sich hatte.
"Ich muss das unbedingt meinen Freundinnen erzählen und die müssen herkommen! Ravenna und Emily werden ausrasten! Ich muss sie sofort anrufen!" Hektisch begann sie darauf einige Nummern zu drücken und vergaß dabei vollkommen, dass ihre Freundinnen vielleicht durch die Zeitverschiebung noch schliefen. Sie musste ihnen unbedingt davon erzählen und vor allem musste sie sie hierher einladen, damit sie bei ihr waren, wenn sie die Band traf. Auf jeden Fall durfte sie das nicht allein machen, sonst würden die anderen ihr vermutlich auf ewig böse sein. "Ich muss einkaufen gehen, Dad! Wir dürfen nicht so lang hier bleiben! Ich hab doch gar nichts anzuziehen! Los! Los! Ihr seid doch schon fertig! Können wir jetzt endlich gehen?!"

Han belächelte das Verhalten von Christine nur, ehe sich seine Gesichtszüge langsam verfinsterten als ihm klar wurde, das er dann kurzzeitig mehrere Teenager, zusammen mit einer angesagten Boyband um sich haben würde. "Oh Fuck.." Er rieb sich kurz die Augen, ehe er langsam aufstand und erneut seine Sonnenbrille aus seinem Hemd zog, ehe er in die Hände klatschte. "Gut.. da ja Jemand bestimmtes ganz versessen darauf ist, wollen wir losgehen?" Um ehrlich zu sein bewegten ihn ganz andere Dinge dazu endlich hinunter in die Stadt zu kommen. Gerade war Christine überglücklich und würde wohl nicht wieder mit ihrem viel zu kleinen Zimmer anfangen, doch befürchtete Han das wenn sie zu lange im Zimmer blieben, er erneut dazu gezwungen wurde für eine der beiden Seiten Partei zu ergreifen und allein der erste Blick von Nathan hatte bereits Bände gesprochen. Das zweite mal würde er ihn wohl höflich ins Nebenzimmer bitten und ... nun es wäre in jedem Falle ungünstig. Er strich sich noch einmal sein schwarzes haar zurück und rückte kurz den Kragen seines Hemds zurecht, etwas das er bereits zwei mal getan hatte seit Christine ihn darauf angesprochen hatte das er neue Kleidung bräuchte. Zwar kannte ihn hier niemand, doch wollte er dennoch vermeiden das ihn die Kleine irgendwann anschrie wie peinlich er doch sei.

15 Minuten später befanden sich Nathan zusammen mit Christine, Natalee und Han auf dem Strip und schlenderten die geradezu gigantische Straße entlang während die Sonne unbarmherzig auf sie hinab brodelte und ihm die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Doch dank der klug angelegten Architektur, den vielen Springbrunnen und Bäumen war all dies gar nicht mal so schlimm. Der Wind flaute in flachen dekaden über die vier hinweg, trug dabei kleine Wassertropfen mit sich welche sich erfrischend und vitalisierend auf die Haut auswirkte.
"In Ordnung Christine, schau mal hier ist ein verdammt großer Laden, die haben die neuste Sommerkollektion gerade rein bekommen. Da gibt es mit Sicherheit auch etwas in deiner Größe. Was hältst du denn davon, wenn wir als erstes da rein gehen? Deine Mutter will bestimmt auch noch etwas neues zum anziehen und ich könnte mir auch mal wieder eine neue Hose leisten. Danach treffen wir uns in der Herrenabteilung und du darfst Han für fünfzehn Tausend komplett neu einkleiden, das sollte ja wirklich mehr als genug sein um ihn einigermaßen ansehnlich zu bekommen, nicht?" er lächelte still in sich hinein während er Hans unliebsamen Gesichtsausdruck sah, doch der andere würde sich auch mit Zeter und mordio nicht vor dieser Pflicht drücken können. So war es nun einmal und auch wenn Han es nicht mochte, er würde sich wohl auch einem Friseurbesuch unterziehen müssen

Han zog nur kurz eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte dann den Kopf, ehe er schweigend mit in den Laden ging, in welchem es jedoch ebenfalls angenehm kühl war. Schon nach kurzer Zeit bot ihm eine recht junge Frau, an welcher vor allem der dunkle Blazer, welche mit einigen Schmucksteinen bestückt war auffällig war, ein Glas Champagner an, welches Han ein wenig unsicher entgegen nahm und dankend nickte. "Ich ähm... seh' mich erst mal um. Danke." Als sich die Frau wieder entfernte nahm er einen Schluck von dem feinen Alkohol, welcher leicht auf seiner Zunge prickelte, ehe er auf einen der freien Stühle zusteuerte. Er war noch immer alles andere als begeistert von der Idee das Christine ihn neu einkleiden sollte, zumal er nicht wusste was für eine Vorstellung die zwölfjährige davon hatte wie ein Mann eigentlich auszusehen hatte. "Also ich hab das ungute Gefühl das deine Tochter ihren Spaß daran haben wird mich als Einkleidepuppe zu verwenden." Meinte er in Nathan's Richtung, ehe sich, als ob die beiden es geahnt hätten die beiden Lewis Frauen näherten, beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Hey." Meinte er, wohlwissend das dies wohl in der nächsten zeit sein letztes freudiges Wort war. "Eine bitte bevor wir anfangen okay Christine? Ich würde ungern am Ende so herum laufen, das ich auf das Cover von einem dieser Girle Magazine passen könnte."

Nathan klopfte dem anderen aufmunternd auf die Schulter, ehe er an dessen Schulter zog und ihn den Aufzug hoch in die Männerabteilung im fünften Stock schleppte. Dieser Stock war einzig und allein für Männer gedacht während die restlichen anderen vier Stöcke für Frauen vorbehalten waren. "Also Han, ich sage dir jetzt schon, auch wenn du es nicht hören willst: CHristine wird dich nach ihren Vorstellungen anziehen; so wie es momentan in ihrem Freundeskreis angesagt ist. Sieh es mal so: Du bekommst eine Typberatung und das Outfit kostenlos, du musst es nur einmal anziehen - und zwar dieses Wochenende, danach kann es ewig im Schrank hängen. Also stell dich bitte nicht so an und versprich mir keine Szene draus zu machen" er sah den anderen grinsend an. "Kriegst du das hin Cinderella? Denn wenn du ganz brav bist kommt die gute Fee und mit deinem Outfit kriegst du bestimmt auch deinen Traumprinzen, wenn du allerdings nicht auf CHristine hörst wirst du bis zum Ende deiner Tage die guten in Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen werfen, alles klar? Gut" während seines monologes hatte er bereits begonnen sich einige Jeans und Anzughosen über den Ärmel zu werfen während er nun langsam in die Abteilung für Hemden stiefelte um sich auch dort mit genug Klamotten einzudecken, als das er später daraus einige Outfits formen konnte.

Laura nippte an ihrem Champagner und wusste dass er von einem ihrer Felder kommt. Ich tippe auf den nord-spanier, dachte sie lächelnd und hielt nach ihren beiden Schutzbefohlenen ausschau. Ravenna hatte von ihrer Freundin Christine Lewis eine Nachricht erhalten, nach der Christine Urlaub in Las Vegas machte. Natürlich hatte sie ihre Eltern sofort angefleht auch dahin zu gehen, weil sie ja nie Urlaub machte und schon gar nicht an so einem exklusiven Ort wie Las Vegas. In Maßlosen Übertreibungen waren ihre Enkelkinder schon immer unschlagbar gewesen. Im Gegensatz zu Christines Eltern hatten Noel und Lilli jedoch nicht ständig frei, sondern mussten auch mal arbeiten. Die beiden haben Glück dass ich meine Kollektion hier sowieso zeigen wollte!.... Und dass ich sie so lieb habe sonst wären sie vermutlich noch immer auf der Citadel und würden ihren Eltern mit der Bitte in den Ohren liegen. Sie erblickte die braunen Haare von Ravenna und Riley und ging mit eleganten Schritten auf sie zu. Aus dem Augewinkel entdeckte sie noch wie Nathan Lewis und ein schlecht gekleideter Mann im Aufzug verschwanden.
"Riley, Ravenna, bevor ihr wieder verschwindet muss ich euch noch etwas geben.", erklärte sie ihren Enkeln. Sie griff in ihre Handtasche und zauberte zwei Kreditkarten hervor, die sie extra mit der "Währung" von Las Vegas gelaen hatte. Ich drück den beiden doch keine fünfzig tausender Chips in die Hand! "Die beiden sind für euch. Ich will hoffen dass ihr damit erst einmal auskommt!", erklärte Laura freundlich lächelnd und registrierte das strahlen ihrer Enkelkinder. Sie schenkte ihnen einfach zu gern etwas, auch wenn sie wusste dass es vermutlich etwas damit zu tun hatte dass ihr Sohn und ihr Mann... "O Misses Lewis! Ich freu mich sie mal wieder zu sehen! Haben sie noch das Cocktailkleid dass ich ihnen auf der Grissom geschikt habe?", grüßte Laura freundlich und setzte den kleinen Seitenhieb eher unbewusst an.

"Misses Ledoux! Eine Freude auch Sie einmal wieder zu sehen", begrüßte Natalee die Ältere und schenkte ihr ein gut geschauspielertes Lächeln während sie Nathan einen Teil der Kleider, die sie heraus gesucht hatte, in die Finger drückte, nachdem Han und er wieder zurückgekehrt waren, und noch einmal einen versichernden Blick auf die Etiketten warf, um sicher zu gehen, dass sie keines der Kleider griff, das die alte Ledoux entworfen hatte. Früher einmal war sie wunderbar mit ihr ausgekommen, doch seit der Geschichte mit Riley war ihr Umgang miteinander etwas unterkühlt worden - sie akzeptierte die verwöhnte Familie der Ledoux, weil sie für Noel als Ratsherr arbeitete und weil Ravenna und Riley mit ihrer Tochter befreundet waren, aber sie hielt nicht sonderlich viel von ihnen. Nicht nach allem, was sie inzwischen mit dieser Familie durchgestanden hatte. Den Champagner in ihrer Hand hatte sie bisher noch nicht angerührt, zum einen, weil sie sich nicht sicher war, wie ihr ohnehin angeschlagener Körper ihn verkraften würde und zum anderen weil allein das Parfüm ihrer Gesprächspartnerin ihr Übelkeit bescherte.
"Natürlich habe ich das Kleid noch - es wäre unhöflich, es einfach auszusortieren, weil der Stil inzwischen veraltet ist. Aber ich muss Ihnen ein Kompliment aussprechen - Sie sind kaum einen Tag älter geworden seit wir uns das letzte Mal gesehen haben", setzte sie noch hinterher und ließ kurz einen Blick zu Christine wandern, die inzwischen bereits wieder mit Riley und Ravenna zwischen den Auslagen verschwunden war und fröhlich mit den beiden Kindern zu plaudern begonnen hatte. "Wie geht es Ihnen?", fragte sie freundlich hinterher und entschied sich, dass es vollkommen unsinnig war, es sich mit der Frau zu verscherzen, die momentan dafür zuständig war, dass die beste Freundin ihrer Tochter hier war.

Laura lächelte dankend und fuhr sich mit der freien Hand zum Augenwinkel. "Danke, wirklich. Ich achte einfach darauf was ich zu mir nehme und an mich ran lasse.", erwiderte sie, sich unweigerlich auf den verbalen Krieg einlassend. Sie beide wussten dass sie es nicht zu weit treiben durften, zum einen weil Natalee mit ihrem Sohn zusammen arbeitete, zum anderen wegen der Freundschaft zwischen ihren Enkeln und Christine. Trotzdem bemerkte sie mit einem schmunzeln wie Natalee die Etikette der ausgesuchten Kleidungsstücke prüfte. Laura drückte einer der Verkäuferinnen das angefangene CHampagner Glas in die Hand und konnte es sich nicht verbeißen zu sagen: "Oh, sie kaufen Saint Bernard Kleidung? Die Marke gehört einem sehr guten Freund von mir. Dieses Outfit ist ebenfall von ihm." Erst dannach kam Laura wieder auf die letzte Frage ihres gegenübers zu sprechen, die über die Seitenhiebe in den Hintergrund getreten war. "Mir geht es sehr gut! Ich habe hier in Vegas eine Modenschau, deshalb bin ich mit meinen Enkeln her gekommen. Die Geschäfte meiner Firma halten mich wirklich immer auf trab, aber dafür werfen sie auch reichlich ab.", erklärte Laura lachte leicht hin, als wäre es gar nichts. "Da sie meine Enkel auf ein Konzert einladen, wäre es mir natürlich eine Freude auch sie auf meine Modenschau ein zu laden.", sagte Laura freundlich und sah kurz zu Riley, Ravenna und Christine.

'Wage ich zu bezweifeln bei dem Mann, den sie geheiratet hat', schoss Natalee auf die erste Antwort der anderen in Gedanken zurück, behielt es sich jedoch vor, selbige Worte laut zu formulieren, um den verbalen Krieg, der zwischen ihnen beiden ausgefochten wurde, nicht noch offensichtlicher zu machen. Es waren gewohnte kleine Spitzen, die ab und an immer wieder zwischen den Frauen der High Society flogen, aber die trotz alledem laut ausgesprochen wurden, damit nicht eine von ihnen das Gesicht verlor - es war genau das, was Natalee bereits von Kindesbeinen an kannte und worin sie früher einmal sehr gut gewesen war, es hatte nachgelassen seit sie sich nur noch mit Soldaten und anderen Militärs umgab. Sie waren größtenteils ehrlich ihr gegenüber, sagten frei heraus, wenn sie jemanden nicht mochten und im Nachhinein betrachtet war ihr das um Welten lieber als dieses hinterhältige Spielchen, das alle anderen Frauen miteinander spielten. Mit einem seichten Lächeln auf den Lippen strich sie sich ein paar der dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht, als müsse sie noch einmal darüber nachdenken, was die andere ihr soeben angeboten hatte - die Wahrheit dahinter jedoch war, dass es zum guten Ton gehörte, dass sie diese Einladung einnahm.
"Es wäre mir eine Freude - Christine wird sich sicherlich freuen, eine Ihrer Modenschauen sehen zu können. Seit sie und Ravenna befreundet sind, spricht Sie ständig davon", gab sie dann schließlich zur Antwort, ohne das Lächeln von ihren Lippen zu verlieren, überging damit schlichtweg den Kommentar über den befreundeten Designer, dessen Kleider sie Nathan gerade in die Hände gedrückt hatte. Im Stillen jedoch beschloss sie, die Sachen später wieder wegzuräumen und sich andere zu suchen, allein aus dem Grund, weil die alte Schachtel so etwas trug und sie nicht mit ihr verglichen werden wollte. "Es muss wirklich harte Arbeit sein, die ganze Zeit durch die Galaxie zu reisen, um die neue Kollektion vorzustellen. Es ist bewundernswert, dass Sie da immer noch so viel Zeit für Ihre Enkelkinder erübrigen können."

"Ach was Misses Lewis! Sie wissen selbst dass ich nicht halb so viel arbeiten sie muss wie sie! Außerdem ist es ja auch schon lange nicht mehr so, dass ich nur an meinen Collectionen arbeite!", erklärte Laura mit einem leichten Lachen in der Stimme. Heute wie auch schon früher fragte sie sich warum Männer so lange das Steuer in der Hand hatten. Mit reden konnte man doch so viel mehr erreichen als mit bloßen Schlägen und die Asari zeigten ihnen ja wohl allen dass die Frauen es weiter bringen konnten als Männer. "Ich freu mich natürlich dass Christine sich auf eine Modenschau von mir freut. Es muss einem ja gezeigt werden was momentan die Farben und Stile sind die man so trägt, besonders wenn das Umfeld es einem nicht zeigen kann!", erklärte Laura mit einem süffisanten Lächeln und sah zu Nathan und Han hinüber.

"Nein die Bluse steht dir gar nicht Christine!", meinte Riley ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Als Freund musste man seine Freunde vor modischen Fehltirtten immer schützen! Er würde sich dass auch wünschen. Sein Universalgerät pipste und er öffnete es. "Oh Gott. Venna! Das solltest du dir ansehen!", meinte Riley, der breits neben Christine stand und ihr das Bild zeigte; ein Walross von einem Mädchen, dass in ein Hautenges Kleid von LaVolpe gezwängt war. "Das sieht scheuslich aus! Ich verstehe nicht wie jemand zulassen kann, dass Lucia sowas anzieht! Sie ist so schon keine Augenweide, aber in dem Kleid... bäh!", verkündete er und wandte den Blick ab. Wenn er ehrlich war, dann war er ganz froh darüber dass sie mit ihrer Großmutter und nicht mit ihren Eltern hier her gekommen waren. Von Laura konnten sie weit größere Geschenke und mehr Freiraum erwarten, als von ihren Eltern.

"Und wer wäre da besser dafür geeignet als eine sehr erfolgreiche Modedesignerin wie Sie, Misses Ledoux", antwortete Natalee lediglich und ignorierte das süffisante Lächeln, sowie den Blick, den die Ältere Nathan und Han zuwarf, dann jedoch bemerkte sie etwas vollkommen anderes und verengte für einen kurzen Moment die Augen, während ihr Blick bei dem Koreaner hängen blieb, der noch immer reichlich unglücklich mit der gesamten Situation zu sein schien. "Han? Wo sind die Kinder?", fragte sie den anderen und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem das Geplapper der Kinder verstummt war und sich in ihr bereits die schlimmsten Befürchtungen aufgetan hatten. Sicherlich war Christine zwölf Jahre alt und sie wusste sich durchaus zu wehren, gerade nachdem Natalee darauf Wert gelegt hatte, dass das Mädchen einen Kurs zur Selbstverteidigung belegte - das Mädchen fand das Ganze reichlich übertrieb, aber Natalee schlief nachts ruhiger, wenn sie zumindest keine Angst davor haben musste, dass ihre Tochter von irgendwelchem schmierigen Detroit-Gesindel angegriffen wurde.
Noch immer lag ihr der beißende Geruch von dem Parfüm der anderen in der Nase und ließ sie immer wieder schwerlich schlucken, so dass ihr schließlich nichts anderes mehr übrig blieb, als erneut ein Wort an Laura zu richten und diese Runde an sie gehen zu lassen. "Aber entschuldigen Sie uns, Misses Ledoux. Nach allem, was passiert ist, bin ich noch immer nicht ganz auf der Höhe und ich möchte ungern riskieren, Ihre Veranstaltung nicht besuchen zu können", entschuldigte sie sich ehrlich und warf Nathan einen kurzen Blick zu, von dem sie hoffte, dass er ihr verstehen würde. "Schatz? Begleitest du mich zurück zum Hotel?"

Christine starrte vollkommen entgeistert auf das Bild, das Riley ihr und Venna gezeigt hatte, nachdem sie die Bluse einfach wieder ausgezogen und durch andere Sachen ausgetauscht hatte, die Riley eher akzeptiert hatte. Doch jetzt das zu sehen, was Lucia da trug, war wirklich zu viel des Gutes - die andere sah aus wie eine Presswurst, eine Schlange, die einen Elefanten gefressen hatte und darunter aufgegangen war, wie ein Hefekloß. "Oh mein Gott! Wer hat ihr gesagt, dass sie sowas tragen kann?!", fragte sie vollkommen entgeistert in Rileys Richtung und wandte angewidert den Blick von dem Bild ab, als könne sie allein den Anblick nicht ertragen, der sich ihr da soeben bot. Ihr Vater hatte ihr natürlich gesagt, dass sie niemanden, wegen seinem Äußeren verurteilen durfte, aber das hier ging selbst an ihre Grenzen - es gab Menschen, die nicht gut aussahen und es gab Menschen, die man für ihren Geschmack einfach nur wegsperren sollte. Lucia gehörte zu Letzterem.
"Seht ihr das?", fragte das Mädchen dann und deutete noch einmal auf das Bild zurück, von dem sie sich zuvor abgewandt hatte während sie unter ihren Armen noch einmal die Kleider stapelte, die Riley und Ravenna ihr zuvor in die Finger gedrückt und für gut befunden hatten. "Da reißt ja fast die Naht! Hat die das etwa schon weiter nähen lassen? Das ist so peinlich!"