Logans Quartier

Logan übertrug die Daten seines Anzugs über das Universalgerät auf den Schiffs-Server um die letzte Mission auswerten und eventuelle Fehlerquellen aufdecken zu lassen.
Kopfschüttelnd beugte er sich über das große Terminal während in Sekundenbruchteilen die Daten an AMY geliefert wurden - zum weiteren Auswerten und austüfteln neuer Taktiken und Strategien. Er wollte sich mit jeder Mission verbessern, und dafür waren die Auswertungen ideal.
"Ich gebe es ja nicht gerne zu Lee" meinte Logan leise während er unbegeistert über die Terminals blickte und Natalees Spiegelbild im Fenster sah.
"Aber diese ganze Geschichte war für meinen Geschmack ein ganz schönes Stück zu knapp!" er schüttelte den Kopf und rieb sich die Arme da er fröstelte.
"Ich meine, mit dem Gedanken abzutreten das man in einem riesigen Gasgiganten.... kein schöner Gedanke... das hätte weitaus schlimmer ausgehen können... aber das weißt du - und du hast die Situation mit Bravour gemeistert..." er lächelte ihr zu während er sich auf einen Stuhl sinken ließ
"Wie fühlst du dich?"

"Mh ... ", machte Natalee lediglich und zuckte mit den Schultern, in Ermangelung eines besseren Einfalls, den sie ihn hätte sehen lassen können während ihr Blick starr hinaus auf die Sterne gerichtet war, an denen sie vorbei flogen. Gar nichts hatte sie mit Bravour gemeistert - sie war erneut in eine der Fallen des Unbekannten getappt und hatte nur mit Müh und Not ihr Team davor bewahren können, auf der feindlichen Station gegrillt zu werden. Sie hatte während diesem Angriff zwanzig Männer des eigenen Schiffes verloren, von den anderen Schiffen und den Jägern, die während des Angriffs auf die Schilde gestorben waren, wollte sie gar nicht erst anfangen.
Bisher hatte sie nichts davon sehen lassen, dass auch sie diese Mission mitgenommen hatte, ihr bewiesen hatte, dass sie längst nicht gut genug war, um gegen Cerberus vorzugehen und während der letzten paar Stunden hatte sie oftmals das Bedürfnis gehabt zu schreien oder sich völlig im Trainingsraum zu verausgaben, um besser zu werden. All ihre Bemühungen waren noch nicht genug gewesen, sie selbst musste trainieren, musste vorsichtiger werden um ihr Team besser schützen zu können, um es ihnen zu ersparen, noch einmal beinahe zu sterben, weil ihr Commander nicht in der Lage war, sie vollkommen zu beschützen.
Schlecht gelaunt verschränkte Natalee die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen eine der Seitenstreben, ohne dabei den Blick zu Logan zurück zu wenden, der noch immer damit beschäftigt war, die Daten hochzuladen. Irgendwo da draußen saß der Unbekannte und sie war sich sicher, dass er bereits wusste, dass sie noch am Leben waren - dass sein Plan nicht ganz so funktioniert hatte, wie er es sich erhofft hatte. Dieses Mal hatten sie gesiegt, doch sie hatten einen hohen Preis für diesen kleinen Sieg gezahlt - zwanzig Mann.
"Wie man sich eben fühlt, wenn man beinahe das gesamte Schiff mitsamt Besatzung verloren hätte ...", setzte sie dann doch noch mit monotoner Stimme anbei und schüttelte den Kopf, löste die Arme aus der Verschränkung um sich ein paar der dunklen Strähnen über die Schulter zurückzustreichen, die ihr nach vorn gerutscht waren. "Es war zu knapp, Logan. Es war nicht gut genug."

"Natalee, wir sind keine Übermenschen" meinte Logan leise während er zu seiner Freundin trat und sie sanft anlächelte. "Du gibst nicht nur dein bestes, du wächst auch noch über dich heraus - du gibst immer 200% mehr kann man nicht von dir verlangen! Bitte Natalee, tu dir das nicht an! Es liegt nicht nur an dir Cerberus zu bekämpfen! Du bist nicht die einzige niemand kann von dir verlangen alles zu schaffen!
Ich weiß, dass du es tun willst... ich weiß, wie sehr es dir am Herzen liegt alles und jeden zu retten und auch nicht einen Mann zu verlieren. Aber was willst du tun? Dich vor jede Gottverdammte Kugel schmeißen die uns um die Ohren zischt?
Ich liebe dich Natalee und glaube mir wenn ich dir sage, dass du besser bist als ich jemals war, besser bist als die meisten anderen dadraußen! Merkst du es denn nicht? So harte Bandagen wie der Unbekannte auflegt hat er Angst vor dir! Wieso sollte er sonst eine ganze Station zerstören? Nur für dich? Bitte Natalee.... hör auf mit den Selbstvorwürfen. Lass es dir von einem gesagt sein, der daran zerbrach - sie führen zu nichts!"

Zweifel standen in Natalees Augen als sie den Blick hob und Logans begegnete, einen kurzen Moment lang darin nach der Überzeugung suchte, die in seinen Worten mitgeschwungen war. Sie war einen Moment lang versucht auf seine Frage, ob sie sich vor jede Kugel werfen wolle, die ihnen um die Ohren flog, mit einem einfachen 'Ja' zu antworten, doch das würde es nicht besser machen. Sie wusste selbst, dass sie nicht mehr konnte als ihr Möglichstes bei jeder einzelnen Mission zu geben, die vor ihnen lag und dass sie unmöglich alles verhindern konnte, was der Unbekannte ihnen um die Ohren schlug.
"Er hat die Station zerstört, weil er die Daten zerstören wollte, bevor die in falsche Hände kommen, Logan. Ich bin nicht so arrogant zu glauben, dass er Angst vor mir hat", erwiderte sie lediglich mit einem schmalen, nicht einmal annähernd ehrlich gemeinten Lächeln verlauten und schüttelte erneut den Kopf bevor sie den Blick wieder auf ihn richtete. Er hatte Recht und dennoch klaffte der Verlust der Männer tief, wurde begleitet von den Worten des Unbekannten, die noch immer in ihrem Kopf waren und sich in jenen Momenten auftaten, in denen sie sich nicht mit irgendetwas anderem ablenken konnte.
Immer wieder hatte sie darüber nachgedacht, was er ihr auf der Ödipus gesagt hatte, dass er sie gefragt hatte, wie oft sie sich gewünscht hatte, dass es all die Regeln nicht gab und dass es einen Grund für den regen Zulauf zu Cerberus gab. All die Dinge beschäftigten sie noch immer und paarten sich nun mit den Äußerungen, die sie von ihm auf der Troja gehört hatte. "Ich bin nur eine einfache Soldatin, genauso wie jeder andere hier. Ich bin genauso austauschbar für ihn wie jeder seiner eigenen Leute - es macht keinen Unterschied, ob ich ihn verfolge oder irgendein anderer Soldat der Allianz. Die Gefahr bleibt die Gleiche", fuhr sie fort und ließ ein leises Seufzen folgen. Es tat gut zu hören, dass sie ihren Job gut machte, doch ganz wollte das Lob nicht zu ihr durchdringen, war sie doch selbst nicht der Meinung, dass sie irgendetwas anderes tat als jeder andere Commander - irgendetwas anderes tat als Logan selbst, als er noch Herr seiner Gedanken und Gefühle gewesen war.
"Mir bedeutet dieses Team alles. Diese Männer und Frauen da draußen vertrauen darauf, dass ich sie führe. Sie vertrauen darauf, dass ich weiß, was ich tue und legen ihr Leben in meine Hände. Ich will jeden von ihnen heil zurück nach Hause kriegen. Ich will sie nicht enttäuschen."

"Es tut mir leid Natalee, aber du wirst es nicht schaffen jeden von ihnen am Leben zu erhalten - und je früher du das einsiehst umso besser. Du kannst nur dafür sorgen, dass so wenige wie Möglich fallen, deine Befehle klug geben und alles tun um ihren Tod zu vermeiden. Aber wir sind im Krieg - eine gut platzierte Kugel trifft jeden Soldaten, egal wie gut du geplant hast - egal wie ausgefeilt deine Idee und dein Plan war! Wenn du aber weiter versuchst alles zu retten, alles auf deine eigene Kappe zu nehmen dann wirst du scheitern! Du wirst kaputt gehen und das lasse ich nicht zu!" schwor er ihr und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
Sie zerstörte sich selbst, und es tat ihm weh dies zu sehen - sie ließ sich vom Unbekannten zerstören, so wie es einst bei ihm war, nur auf eine andere - subtilere Weise
"Weißt du Natalee, du erinnerst mich an mich selbst vor einigen Monaten und das ist diesmal leider kein Lob! Lass es nicht soweit kommen! Versprichs es mir!"

"Mach dir keine Sorgen um mich, Logan", versicherte sie ihm und lächelte schwach, setzte einen halben Schritt nach vorn und wandte dieses Mal endgültig den Blick von den Sternen ab, richtete die Aufmerksamkeit voll auf ihr Gegenüber und erinnerte sich wieder daran, dass sie sich selbst geschworen hatte, sich nicht noch weiter mit der Mission zu beschäftigen als unbedingt notwendig. Behutsam streckte sie die Hände aus und schloss ihre Finger um seine Hände, ließ ihr Lächeln ehrlicher werden. Sie hatte alles riskiert, um den Mann wieder zurückzuholen, den sie liebte - um ihn aus den Fängen von Cerberus und aus dem Teufelskreis von Schuld und Hass herauszuholen. Sie würde jetzt bestimmt nicht genau aus denselben Gründen einknicken und damit alles vernichten, worauf sie nun eine Chance erhalten hatten, nachdem die erste Etappe bewältigt war.
"Was auch immer der Unbekannte noch tun wird, er wird es nicht schaffen mich zu vernichten", versprach sie ihm und löste eine ihrer Hände, nur um ihre Finger wenig später sacht über seine Wange gleiten zu lassen und ihn schließlich zu sich herunter zu ziehen. Natürlich hatte sie Angst vor dem, was auf sie noch zukommen würde, zu welchen Schlägen der Unbekannte noch ausholen würde, aber es gab Dinge, die sie daran erinnerten, weshalb sie sich immer wieder aufrappelte und all ihre Kraft, all ihren Mut aufbrachte. Ihr Team, das sich auf sie verließ, ihre Familie, die auf der Citadel auf ihre Rückkehr wartete und Logan vor ihr, den sie während ihrer gemeinsamen Zeit zu lieben gelernt hatte und der sie immer wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holte. Er war es, der ihr Hoffnung gab und der sie daran erinnerte, dass sie eines Tages irgendwo in Frieden leben wollte, gemeinsam mit ihm.
"Nicht solange du da bist", setzte sie noch hinzu ehe sie ihn sanft küsste.

"Dann sollte ich besser nicht gehen, was?" fragte Logan leise und sein Lächeln wurde ehrlicher. Er fuhr ihr sanft die Wange hinab, erwiderte den Kuss begierig ehe er wieder von ihr abließ
"Wir stehen das gemeinsam durch Lee, das verspreche ich dir! Ich weiß zwar noch nicht genau wie, oder wieviel es uns kostet, aber wir stehen das durch!" er gab ihr einen erneuten Kuss, ehe er langsam aufstand
"Aber, wenn du nicht einfach rumsitzen kannst, das kann ich auch nicht! Lass uns Andrew suchen, drei Biotiker... Trainingsraum, ich will endlich wissen was der College Boy drauf hatt!"