Außensitz der Allianz

"Commander." Grüßte Toran die junge Soldatin neben sich, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und nickte kurz. Der Antrag auf den Posten als strategischer Berater bei der Allianz war schon nach kurzer Zeit angenommen worden. Es hatte den Turianer ein wenig überrascht das dass Militär der Menschen derart schnell und anscheinend ohne groß zu zögern einen Turianer einstellte, zumal beide Völker nicht unbedingt die rosigste Vergangenheit hatten. Doch dies lag schon Jahrzehnte lang zurück. Fehler die einst begangen wurden, mussten nicht erneut wiederholt werden, dessen war sich Toran sicher. Und er war sich ebenfalls sicher das viele andere Menschen dies genau so sahen. "Toran Qu'inn, vielleicht erinnern sie sich an mich. Sie wissen schon, auf Omega." Er nickte ein weiteres mal und lächelte daraufhin. Die Frau die den Posten des Commanders hatte war erstaunlich jung, doch aus eigener Erfahrung heraus würde er deswegen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Oft genug hatten sich auch junge Anführer bewährt. "Ich wurde ihrer Crew als strategischer Berater zugeordnet, aufgrund meiner langjährigen Kenntnisse als Admiral. Ich hoffe doch sie sind damit einverstanden?" Vom Übungsplatz her drang immer noch immer reges Getöse welches Toran ein wenig an ein Krisengebiet erinnerte in dem er einst stationiert war.
"Die scheinen da unten ja mächtig Spaß zu haben..."

"Ich erinnere mich an Sie", war die einzige Antwort, die Natalee im ersten Moment von sich gab während ihr Blick über den Admiral wanderte, den sie vor einigen Wochen zum letzten Mal gesehen hatte. Damals hatte er mit Karter gerungen und hatte dabei eine ihrer Technikerinnen gefährdet - hatte Karter dazu gebracht, sie zu bedrohen und sie beinahe zu erschießen, wäre ihr eigenes Team nicht in diesem Moment in das Zimmer gestürmt. Man hatte sie darüber informiert, dass sie einen strategischen Berater zugeteilt bekommen würde, doch mit keinem einzigen Wort hatte man etwas über dessen Identität verlauten lassen und so fühlte Natalee sich nun einmal mehr ebenso übergangen, wie vor einigen Minuten als Drake sich ihr vorgestellt hatte und ihr von einem Vertrag berichtet hatte, von dem sie zuvor nicht einmal irgendetwas gehört hatte. Im Stillen entschied sie sich, ihren Vater zu einem späteren Zeitpunkt zu fragen, welchen tieferen Sinn dieses Schweigen gehabt hatte. Sie hätte das Team darauf vorbereiten können, hätte die Dossiers lesen können und sich darüber informieren können, wer ihr da aufs Schiff gesetzt wurde - so jedoch musste sie sich rasch auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Gegebenheiten von denen ihr längst nicht alle bekannt waren.
Noch einmal wanderte ihr Blick über die hochgewachsene Gestalt des Turianers. Ein einstiger Admiral - vielleicht würde ihre Zusammenarbeit wirklich etwas bringen. Seine Erfahrung würde ihr in jedem Fall ein Vorteil sein, gerade angesichts der Gegner, die sie bekämpfen würden und so beschloss sie Toran nicht gleich dafür zu verurteilen, was die Allianz falsch gemacht hatte - im Gegensatz zu Drake schien auch er sie nicht gleich dafür zu verurteilen, wer sie war. "Freut mich, Sie auf der Atlanta zu wissen", fuhr sie fort und gab ihm damit gleichzeitig auch die Antwort auf die Frage, die er ihr zuvor gestellt hatte. ein schwaches Lächeln huschte über ihre Züge als sie bemerkte, wie seine Aufmerksamkeit hinüber zu den Geschehnissen unten in der Arena wanderte, in der sich das Team noch immer gegen die N7-Soldaten zur Wehr setzte.
"Simulierte Kampfsituationen", führte sie an und wies auf einige der Monitore, die vor ihnen beiden auf der Brücke hingen. "Sie sind mit Sicherheit bereits über den aktuellen Stand der Jobs informiert worden. Dort unten kämpft ein kleiner Teil des Teams zu Trainingszwecken gegen einige Soldaten der Allianz. Die Feinde sind in der Überzahl und haben sich verschanzt, keine Karte - nur die Zahl der vermeidlichen Geiseln und Angreifer. Einmal abgesehen von den logistischen Umständen also beinahe realisitische Bedingungen."

"Gut Commander... Das scheint mir eine gute Idee zu sein." Sinnierte Toran vor sich hin während seine Augen immer noch auf das simulierte Schlachtfeld gerichtet waren.
"Ich nehme an sie haben ihren Leute auch die Wahl des Anführers überlassen?" Er selbst kannte dieses Verfahren nur zu gut. Es war bei den turianischen Streitkräften ebenso beliebt wie bei den Menschen. Die einfachste gleichzeitig aber auch sicherste Methode um Rohdiamanten in der Truppe zu finden, die Mann dann nur noch zu schleifen braucht um einen außergewöhnlich guten Soldaten zu erhalten. "Interessant wie sich ihre Leute aufteilen, viele wären als eine geschlossene Kolonne vorgegangen. Nach dem einfachen Prinzip 'zusammen sind wir stark'. Hier aber haben sie sich in mehrere Gruppe aufgeteilt. Man könnte Opferbereitschaft dort hinein interpretieren. Ein Trupp hält sich und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, dadurch kann der andere flankieren oder die Geiseln retten... Interessante Truppe die sie da haben... sehr individuell."
Dies war einer der größeren Unterschiede zu seinem Militär. Er wusste was er von jedem einzelnen Turianer erwarten konnte, da jeder ungefähr die gleichen Fähigkeiten und Kenntnisse besaß. Genau darauf war schließlich auch die Ausbildung gerichtet, eine Einheit zu schaffen die wie eins fungierte. Hier aber stecken so viele verschiedene Talente, so viele Handlungsmöglichkeiten, das dem Admiral für einen Moment der Schädel brummte.

"Ihre Gegner sind ausgebildete N7-Soldaten", fügte Natalee nach einem Moment anbei, in der sie die Reaktion des alten Admirals beobachtet hatte und still darüber gelächelt hatte. Sie mochte jeden der Soldaten, die dort unten waren, wusste um deren Stärken und Schwächen und war stolz darauf, diese Truppe an Soldaten, Verbindungsoffizieren und Scharfschützen befehligen zu dürfen, sah dies als Privileg, nicht etwa als Bürde, die viele andere zuvor in dem Amt des Commanders gesehen hatten. Langsam strich sie sich einige dunkle Haare über die Schulter zurück, ließ ihren Blick über die Vitalwerte des Teams wandern, die ihr ebenfalls auf einem der Monitore angezeigt wurden - sie hatte auf Nummer sicher gehen wollen, hatte die Werte ihres Teams im Auge behalten wollen bevor einem von ihnen etwas zustoßen würde und hatte auch die höher gelegenen Gebäude von einer VI sichern lassen, damit selbst im Fall eines Sturzes niemand ums Leben kommen konnte.
"Sie sind sich noch zu uneinig, zu unabgesprochen als dass ihre Strategie wirklich funktionieren würde. Die einzige Überlebenschance, die sie erhalten haben, sind die fünf Männer, die nachgerückt sind und die die Grundabsprachen treffen", führte sie erneut an und straffte die Haltung wieder, ihren Blick zurück auf das Schlachtfeld lenkend. "Worum es bei dem Training geht ist nicht unmittelbar der Sieg, sondern vielmehr die eigenen Grenzen und Schwächen kennen zu lernen. Etwas zu finden, woran sie arbeiten können und zu lernen, was es bedeutet, wenn niemand mehr die Befehle gibt und sie sich selbst überlassen sind. Was ich in meinem Team brauche sind denkende Männer, die auch mir Impulse geben und keine stupiden Maschinen, die nur Befehle befolgen."

"Huh, und wenn sie sie dann endlich so weit haben machen sie ihr eigenes Ding und befolgen keinen Befehl mehr mh?" Toran lachte leise und schüttelte den Kopf.
"Entschuldigung, das ist das wovor mein Volk Angst hat. Das ist auch der Grund warum es bei uns ein so strenges Regiment gibt. Wenn der Anführer fällt, wissen die anderen Soldaten sofort wer nun der Ranghöchste ist und somit die Befehle gibt. Doch da liegt leider auch der Fehler, oftmals sind diese Leute nicht richtig dazu ausgebildet worden andere zu führen oder können es einfach nicht. In jedem Falle kann der Verlust des Kopfes der Truppe meist schon das aus für den Rest bedeuten. Deshalb... ich finde sie hatten hier eine fabelhafte Idee, sollte man vielleicht öfter machen, und ab und zu die Teams ein bisschen um besetzten damit die Truppe lernt auch mit Neuen möglichst schnell zu agieren."
Hinter ihm auf der Brücke wuselten einige Techniker mit Datapads in der Hand hin und her, deren schillernd violette Farbe bei längerem Hinsehen leicht in den Augen brannte. Auch wenn es nur ein Außenposten war, so musste Toran doch zugeben, das die Allianz ihn dennoch gut in Schuss hielt. "Sagen sie, waren sie sich darüber schon einmal im klaren? Darüber das ihr Tod meist auch den der anderen bedeutet? Ich habe das einige Male beobachten dürfen.. Viele gute Leute haben sich oft für ihr Team geopfert und daraufhin sind nur noch mehr gestorben da diese ohne festen Führer waren. Soldaten, egal welcher Rasse, brauchen jemandem an den sie glauben können und an den sie sich halten wenn schon alles verloren scheint."

"Das turianische Militär ist ein Musterbeispiel an Gehorsam und Pflichtbewusstsein und ich bin mir sicher, dass es vielen Commander und Admirälen lieber wäre, wenn sich ihre Leute ein Beispiel daran nehmen würden", führte sie an, nahm still das Lob über ihre Ideen hin, entschied sich jedoch gleichermaßen, sich nicht davon beeinflussen zu lassen. Das Schlimmste, was ihr passieren konnte, war dass sie zu glauben begann, dass sie besser als ihr Team wäre - dass sie sich selbst auf ein Treppchen stellte und damit den Bezug zu den Männern und Frauen auf dem Schiff verlor, ihre Leben für sie nur noch auf dem Papier zählten.
"Das Team soll Befehle nicht allein aus dem Grund befolgen, wenn es mein Rang erfordert, sondern weil sie wissen, dass es richtig ist. Sie sollen an unser Ziel glauben und mir vertrauen. Wenn ich das Vertrauen meines Teams nicht habe, dann kann ich genauso gut den Dienst quittieren - Commander sein bedeutet nicht nur das Team in ein Gefecht zu führen, sondern auch für sie da zu sein", fuhr sie fort und schüttelte im nächsten Moment den Kopf, schallt sich eine Närrin dafür, dass sie so emotional über die Zusammenarbeit dachte, dass sie nicht bereit war, in ihrem Team nur die Soldaten zu sehen, noch ihre Ideale über den Haufen zu werfen. Sie waren es, die sie von Cerberus unterschieden - sie waren es, die sie weiterbrachten und nicht vom Weg abkommen ließ.
Als die nächste Frage an die Ohren der jungen Frau drang, seufzte sie leise und gab ein kurzes Nicken von sich. "Ja", antwortete sie im ersten Moment noch lakonisch und entschied sich dann, ihre Antwort genauer auszuformulieren.
"Darüber bin ich mir im Klaren, aber ich kann nicht ausschließen, dass ich eines Tages in einem Gefecht fallen werde. Genau deshalb will ich, dass sie so gut wie möglich ausgebildet sind - dass sie selbst jemanden finden, an den sie glauben können und auf dessen Entscheidungen sie vertrauen können - eben für den Fall, dass ich sterben werde."

"Wie gesagt eine gute Idee aber... glauben sie mir. Wenn sie in irgend einem Einsatz drauf gehen wird man keinen Ersatz noch während der Mission für sie finden. Mit etws Glück wird dann alles noch gut Enden aber der Anker den die Crew hatte, denjenigen dem sie mit am meisten vertraut haben, der wäre dann weg. Ich weiß es ist kein schöner Gedanke sich selbst als so wichtig darzustellen, aber so ist es nun einmal. DAS ist der schwierige Teil. jeder hat seine eigene Art mit seinen Leuten um zuspringen, da mache ich ihnen nichts vor. Ich habe selbst schon die verschiedensten Arten von Generälen, Commandern und dergleichen gesehen. Die einen springen eher lasch und freundschaftlich mit ihren Leuten um, die anderen halten sich streng an alle militärischen Vorschriften. Aber irgendwann merkt jeder dieses Pflichtgefühl. Ob sie es wollen oder nicht, die Leute sehen in gewisser Weise zu ihnen auf. Müssen sie, imerhin führen sie sie an, oder?" Toran lächelte erneut und fühlte sich mit einem mal schlagartig an die Zeit erinnert, als er sein erstes Kommando geführt hatte.
Auch er hatte das alles am Anfang gar nicht realisieren wollen, wollte lieber gleichgestellt mit den Truppen sein, doch nach und nach hatte er feststellen müssen das dass aufteilen von Trupps und das aufstellen von Strategien nicht das schwerste am Job des Anführers war. Bei weitem nicht. "Taktiken kann jeder Idiot aufstellen, geben sie einem Kroganer eine Menge über Kriegsgeschichte zu lesen und er kann irgendwann genau so gut Truppen koordinieren wie ein Salarianer."

Eine Weile lang schwieg Natalee, dachte über die Worte des anderen nach und musste ihm gedanklich leise zustimmen, wenngleich sie auch nicht wusste, wie sehr ihr das alles gefiel. Sie hatte das Kommando über das Team bereits länger, nachdem Logan sich zurückgezogen hatte, hatte es übernommen sich um das Team zu kümmern und die anderen hatten es ihr mit Gehorsam und Respekt gedankt, hatten ihr den Rücken gestärkt und waren stets da gewesen, wenn sie sie gebraucht hatte, doch eine einzige Frage war noch immer in ihrem Kopf - die, ob die anderen wirklich zu ihr aufsahen und sich deswegen von ihr führen ließen? Die Grußkarten, die sie von ihnen bekommen hatte als sie im Krankenhaus gelegen hatte, hatte die Soldatin aufgehoben, hatte es nicht übers Herz gebracht, sie wegzuwerfen und gerade jetzt in diesem Moment begann ihr langsam zu dämmern, dass die Crew das nicht getan hatte, weil sie es mussten, sondern weil sie es gewollt hatten.
Ein versonnenes, beinahe dankbares Lächeln huschte über Natalees Züge und gab dann ein entschlossenes Nicken von sich. Er hatte Recht und sie würde keinen von ihnen enttäuschen. "Ich habe nicht vor, so schnell zu sterben", antwortete sie ihm dann und zuckte leichtfertig mit den Schultern, tat mit jener Regung gleichzeitig auch die drohende Gefahr, die außerhalb der Citadel auf sie wartete, für den Moment einfach ab. "Was würden die Chaoten da unten denn ohne mich tun?", fügte sie mehr für sich selbst hinzu und antwortete sich selbst mit einem stummen 'Crash and burn', bevor sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Schlachtfeld vor ihr richtete.

"Naja... sie sehen ja was passiert." Erwiderte Toran und straffte seine Haltung eine wenig.
"Aber... sie können Stolz auf ihre Leute sein. Ich meine, sie schlagen sich gegen die Übermacht verdammt gut. Sie haben bereits einige von den N7 Soldaten ausgeschaltet und selbst haben sie noch die Hälfte ihrer Leute. Mit etwas Glück... wer weiß, vielleicht können sie das ja doch noch gewinnen." Toran spreizte seine Mundwerkzeuge ein Stück weit und schloss kurz die Augen. Es war noch ungewohnt nun wieder unter militärischen Personal zu sein, eine weitere Umstellung war das Gefühl das er hier fehl am Platz war. Er war weit und breit der einzige Turianer, ein einziger seiner Art der nun als strategischer Berater dienen würde. "Ich werde weit mehr als nur Ratschläge geben..." Er hatte damals seinen Dienst quittiert weil er den Bezug zu seinen Truppen verloren hatte, langsam nur noch ein paar Ziffern auf einem Datapad und keine Leben mehr gesehen hatte die er in ein Einsatzgebiet schickte. Dies sollte sich nicht wiederholen. Bei dem jungen menschlichen Commander hatte er ein gutes Gefühl. Sie schien noch ein wenig übereifrig zu sein, doch das war eine Schande mit der man gut Leben konnte.
"Ich freue mich ihrem Team beigetreten zu sein Commander Lewis."
Er drehte sich zur jungen Frau um und reichte ihr die linke hand als Zeichen des Vertrauens und gleichzeitig als Zeichen der Freundschaft.

" 3, Unterdrückungsfeuer auf neun Uhr. ", rief Drake als zwei seiner Teamkameraden von den Kugeln getroffen wurden. Das " Feind eliminiert " von Woods, welcher Sarahs und Andrews Angreifer ausgeschaltet hatte, nahm er nur am Rande wahr, zu beschäftigt war er damit, das Fenster auszumachen, aus welchem auf ihn und sein Team geschossen worden war. Der Maschinengewehrschütze Bowman unterdessen belegte die obere Etage des Gebäudes mit einem stetigen Kugelhagel, zwang die Soldaten damit in Deckung. Unterdessen hatte Reever die Waffe von Drew aufgehoben und sprintete damit geduckt zum Fenster. Er visierte sein Ziel kurz an, legte einen Schalter an der Waffe um und drückte ab. Eine Granate flog nach oben in das Gebäude, durchschlug eines der Fenster und kam direkt neben Ryan zum liegen. Ohne Vorwarnung in Form eines Piepsens oder eines anderen Geräusches begann roter Farbdampf aus dem Zylinder zu strömen, nebelte die drei N7-Soldaten ein und färbte sie von oben bis unten rot ein.
" Weiter gehts. Und bleib in Deckung, Bowman. "

Unter dem Lärm der Männer, den Befehlen, die gerufen wurden und dem Feuer der mit Farbe geladenen Pistolen und Gewehren begann sich ein einzelner Mann in das Gebäude hinein zu begeben, in welchem Leon sich bisher verschanzt hatte. Die Schritte des Mannes waren leise, kaum mehr zu hören während er sich nach vorn begab und wenig später traf ein einzelner gezielter Schuss den Scharfschützen am Helm, schaltete ihn aus. "Am besten schön liegen bleiben, Frischling", tönte die harte Stimme des Soldaten, der zuvor als einer von Ryans Spähern auf dem Dach fungiert hatte, hinter Leon bevor der sich wieder umwandte und sich seinen Weg durch die Straßen zu dem Rest seines Teams bahnte, immer wieder in Deckung ging, um nicht doch noch getroffen zu werden. Noch drei Männer.
Unterdessen hatten sich zwei der verbliebenen Soldaten auf den Weg zu Drake und Bowman gemacht, welche bisher die obere Etage des Hauses unter Beschuss gehalten hatten und erhoben sich nun aus ihrer Deckung um auf die beiden zu feuern. Farbkugeln trafen zuerst den Rücken von Bowman, hinterließen dort ein Muster aus grünen und blauen Klecksen bevor die ersten Streifschüsse auch Drake an den Gliedmaßen trafen und ihn für seinen kurzen Moment der Unachtsamkeit rügten. Der verbliebene Späher der Feinde unterdessen wurde mit dem Feuer einer weiteren Waffe eingedeckt.

" Scharfschütze am Boden. ", erklang der Funkspruch durch Drakes Funkgerät. " Hab den Arsch gekriegt, liege aber unter Beschuss. Ändere meine Position. " Woods zog sich vom Fenster zurück, von wo die Kugeln ihm um die Ohren flogen. Er drapierte noch schnell eine Claymore-Mine neben dem Eingang zum Raum, um den Angreifer auszuschalten, sollte dieser auf die Idee kommen, ihm zu folgen, und machte sich auf den Weg zur nächsten Position.
Unterdessen hatte Drake sich ebenfalls in den nächsten Raum zurückgezogen, die Tür hinter sich zugeschlagen und eine Sprengladung davor drapiert. Dann hatte er sich in Deckung begeben. " Gut, dass das kein echter Kampf ist ", murmelte er mit einem Blick auf den Streifschuss an seinem Arm. Mithilfe seines mechanischen Auges nahm er noch immer die Wärmesignaturen der ihm folgenden Gegner wahr, die sich gerade darauf vorbereiteten, den Raum zu stürmen. Der Soldat selbst war hinter einem Sofa in Deckung gegangen, presste sich dicht an die Wand um eventuellen Schüssen aus den Fenstern gegenüberliegender Gebäude vorzubeugen. In dem Moment, als eine der beiden Silouetten der N7-Soldaten die Tür aufstieß, betätigte Drake einen Knopf und die Sprengfalle ging los, besprühte beide mit einem Farbnebel.
" Tolle Implantate und Schilde machen eben doch keine Elitesoldaten ", knurrte der Soldat. Dann betätigte er einen Knopf auf seinem Universalgerät, baute damit eine Funkverbindung zu Natalee auf. " Beinahe unser komplettes Team wurde ausgelöscht, Commander. Status der Geiseln unbekannt, aber vermutlich tot. Eine Rettung derselben wurde gerade unmöglich. Ich empfehle, die Mission abzubrechen. Over. "

Einen kurzen Augenblick noch wartete Natalee - ein Moment, in dem ihr Blick noch einmal über das Gelände wanderte und dann drang der zweite Funkspruch an ihre Ohren, die vertraute Stimme ihres älteren Bruders, in der sie die unverhohlene Belustigung hören konnte, die sie für eine Sekunde darüber nachdenken ließ, nicht selbst nach ihrer Waffe zu greifen und runter zu gehen. "Das ist alles, was ihr habt? Die haben gegen Cerberus bestanden?", drang es durch die Lautsprecher und brachte die junge Frau dazu die Zähne aufeinander zu beißen und die Mission abzubrechen, zu der sie das Team zuvor geschickt hatte während sie die ersten bunten Gestalten erkennen konnte, die nach und nach aus den zerstörten Häuserblöcken auftauchten. Das, was dort unten gekämpft hatte, waren noch nicht einmal N7 im Einsatz gewesen - das waren Soldaten, die vor einigen Jahren Bürojobs bekommen hatten und jetzt nach und nach wieder in Einsätze geschickt werden sollten. Beim nächsten Mal und das schwor sie sich, würde sie gemeinsam mit ihren Leuten da unten sein und ihrem großen Bruder ordentlich einheizen.
Doch von alle diesen Gedanken ließ sich Natalee nichts anmerken als die ersten Mitglieder ihres Teams wieder nach oben auf die Brücke kamen und ihre Ausrüstung abstreiften. Nur wenige der dicken Kleidungsstücke waren nicht mit bunten Farbpunkten versehen, die ihr allzu deutlich anzeigten, wo sie getroffen worden waren. "Ihr habt euren Job da unten gut gemacht", wandte sie sich an die ersten Ankommenden und löste die angespannte, militärische Haltung wieder während das Lächeln auf ihre Züge zurückkehrte. "So gut wie es möglich war."

"Naja, zumindest sind wir mit Pauken und Trompeten untergegangen. Diese N7 Jungs dachten wohl sie hätten mit uns leichtes Spiel."
Lachte Leon lauthals als er seine Rüstung abstreifte und sich kurz durch die Haare fuhr. Dan man ihn einfach so von hinten überraschte hatte er nicht kommen sehen, er dachte er wäre in dem Gebäude relativ sicher verschanzt gewesen. Doch damit hatte er weit gefehlt. Fortan würde er wohl besser aufpassen müssen und vorher die Eingänge mit Stolperdraht sichern müssen. "Wenn man bedenkt das dass auch ein echtes Szenario hätte sein können... dann wird mir ganz anders..." Schon als er die Stimme hinter sich gehört hatte und kurz darauf eine Farbpatrone an seinem Kopf spürte war ihm das Herz stehen geblieben. "Beim nächsten mal gewinnen wir die Übung Commander, versprochen." Fügte er noch hinzu und gesellte sich zu seinen Kameraden. Das Logan ihn als Anführer vorgeschlagen hatte, machte ihn noch immer ein wenig stutzig. Doch Leon war der Meinung das er diese Aufgabe für den ersten Versuch eigentlich recht gut gemeistert hatte.

"Daran hab ich überhaupt keine Zweifel, Leon, immerhin will ich nicht, dass mein Bruder noch an mir reich wird, wenn ich ständig die Wetten gegen ihm verliere", gab Natalee lediglich optimistisch zurück während ihr Lächeln ein Stück breiter wurde, verriet, dass sie nicht ansatzweise sauer oder enttäuscht darüber war, welche Leistung das Team gebracht hatte, und ließ ihren Blick noch einmal über die verschwitzten Gesichter ihres Teams wandern, die ihr entgegen blickten. Sie waren jetzt bereits seit knappen 13 Stunden auf den Beinen und einmal abgesehen von ein paar Pausen, die sie ihnen eingeräumt hatte, ebenso lang im Training. Es wurde Zeit, dass sie noch ein paar Stunden Freizeit und Schlaf bekamen, bevor es weiterging. Sie hatten sich nicht von der Niederlage entmutigen lassen und allein das war schon etwas, worauf sie wirklich stolz sein konnte - sie alle wollten und konnten etwas, die einen mehr, die anderen weniger aber sie würden sich allesamt verbessern, hatten ihre Schwächen kennen gelernt und sich nicht davon einkriegen lassen.
"Die N7-Jungs hatten 'n böses Erwachen mit euch - euch die ganzen Flüche jetzt zu wiederholen würd' mir in jedem Fall selbst n paar Strafen einhandeln. Ihr könnt stolz auf eure Leistung sein - das ist nicht selbstverständlich", führte sie dann noch einmal an, nickte bekräftigend. "Und jetzt werdet eure Ausrüstung schon los und dann ab nach Hause mit euch. Wir treffen uns morgen früh - 6.00 Uhr morgens wieder hier. Genießt die paar Stunden Ruhe - die habt ihr euch echt verdient."

Es war noch viel zu früh am Morgen, gerade einmal hell geworden, selbst auf der Citadel und auf ihrem Weg zum Stützpunkt der Allianz hatte sie noch die verwirrten Blicke der wachhabenden Soldaten registriert, die ihr ob der frühen Uhrzeit und der finsteren Miene, mit welcher sie die Türen passierte, zugeworfen worden waren. Offensichtlich hatten sie nicht damit gerechnet, um diese Uhrzeit bereits einem anderen Soldaten zu begegnen, schon gar nicht, wenn dieser eigentlich nach dem Krieg und den Leistungen, die sie gebracht hatten, eigentlich ein paar Tage frei hatte. Aus reiner Gewohnheit heraus war sie früh aufgestanden und hatte ihre Familie still, ohne sie zu stören verlassen, die Tür hinter sich zugezogen, um die Möglichkeit zu nutzen, selbst wieder ins Training zu kommen, nachdem sie eine lange Zeit auf der Krankenstation verbracht hatte, in welcher die Ärzte versucht hatten, die Mängel an Nährstoffen auszugleichen, die sie während des Krieges mitgebracht hatte. Sie war nur kurz auf der Atlanta gewesen, hatte Amy darum gebeten, Toran ebenfalls zum Stützpunkt zu senden, sobald von dem Turianer ein Lebenszeichen in seinem Quartier zu erkennen war und sich geduscht und umgezogen, bevor sie wieder aufgebrochen war.
Der zweite Grund, aus dem sie hierher gekommen war, war dass sie den Kopf frei bekommen musste, dass sie dringend irgendetwas brauchte, auf das sie einschlagen konnte, nachdem am Morgen aus dem Schmerz nur noch die Wut geblieben war, so behandelt worden zu sein. Die Wut und die grenzenlose Entschlossenheit besser zu werden, nie wieder zuzulassen, dass man sie derart vorführte und angesichts der Tatsache, dass sie ihr menschliches Team nicht so früh am Morgen stören, ihnen nicht den Blick auf ihren Captain zu geben, welcher völlig durcheinander war und dessen Emotionen noch immer zwischen Wut, Enttäuschung und Trauer hin und her sprangen. Der letzte Abend, die Unterstützung von Joanna und Ryan hatten geholfen, ihr jedoch auch gleichzeitig klar gemacht, dass sie sich nie wieder so gehen lassen durfte, wenn sie eines Tages gegen Cerberus gewinnen wollte - sie war erwachsen, kein 16jähriger Teenager mehr, der noch aus einem so lapidaren Grund an den Rand der Verzweiflung getrieben wurde. Und dennoch schmerzte allein der Gedanke an das Essen in dem Restaurant, als habe Kai Leng ihr erneut sein Schwert durch den Körper gestochen.
Unwirsch schüttelte sie erneut den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten während sie einen der Spinte ansteuerte, um dort die steife Uniform zu verstauen und sich umzuziehen. Nur liderlich band sie die Haare hoch und strich sich eine einzelne Strähne aus dem Gesicht, die sich ihrem Willen widersetzt hatte bevor sie ein letztes Mal tief durchatmete und zum Training aufbrach.
Immer wieder prallten ihre bandagierten Fäuste auf den Sandsack, der vor ihr hing und sich durch die Kraft der jungen Frau von einer Seite zur anderen bewegte, als wolle er den Schlägen entkommen, die sie austeilte. Verbissen hielt sie einen Punkt fixiert, duckte sich immer wieder unter imaginären Hieben hinweg und ignorierte das Brennen in ihren Muskeln, das sich nach langen Stunden aufgetan hatte und ihr nur allzu deutlich davon erzählte, dass sie in der letzten Zeit definitiv zu wenig getan hatte. Wenn sie gewinnen wollte, wenn sie wirklich daran beteiligt sein wollte, die Erde wieder zurückzubekommen, dann würde das standartmäßige Training nicht ausreichen - es würde ihr nichts bringen, das zu lernen, was jeder Allianzsoldat lernte, denn genau darauf hatte Cerberus sich vorbereitet. Genau das war der Grund, weshalb Kai Leng ihr so leicht beigekommen war - eine Tatsache, die sie nicht noch einmal einfach so hinnehmen wollte und letztlich hatte sie aus diesem Grund auch Toran hierher gebeten.
Der Turianer war ein pensionierter Admiral - ein Mann, der lange Jahre im Militär gedient hatte und der eine straffe Ausbildung genossen hatte, Fähigkeiten aufwies, die sie sonst nirgends lernen konnte und sie hoffte inständig darauf, dass er sich bereit erklärte, ihr zu helfen - ihr etwas beizubringen, das ihr weiterhalf bei dem, was noch folgen würde. Auch Adria hatte sie eine Nachricht zukommen lassen, in welcher sie sie um Training gebeten hatte - die Asari waren die schnellsten und tödlichsten Kriegerinnen und wenngleich Adria auch eine Wissenschaftlerin war, so hatte doch auch sie beträchtliche biotische Fähigkeiten, die die Grissom ihr nicht hatte zeigen können. Es wurde Zeit, dass sie endlich einen Schritt nach vorn machten.
Als gleichmäßige Schritte hinter ihr erklangen, hielt die Soldatin inne und wandte sich um, ein schmales, verbissenes Lächeln auf den Lippen. "Guten Morgen."

"Guten Morgen Captain." Grüßte Toran Natalee mit einem schmalen Lächeln. Er hatte sich ein wenig über die Nachricht der jungen Frau gewundert, doch den Sinn dahinter hatte er schnell erkennen können. Es gab nur einen wirklich relevanten Grund in den wenigen freien Tagen zum Allianz Stützpunkt zu gehen, und dieser war das trainieren. Er hatte Natalee immer als recht zielstrebig eingeschätzt, ein weiterer Grund um anzunehmen das sie darauf aus war sich zu verbessern. "Wirklich beeindruckend das sie sogar ihre Freizeit opfern um sich zu verbessern." Lobte er die Jüngere, während er sie noch einmal musterte. Sie sah ein wenig bedrückt aus, doch er wusste nicht genug von Menschen um dies genau bestimmen zu können, vielleicht war sie auch nur ein wenig Müde. "Also, ich kann ihnen vieles zeigen wenn sie wollen. In meinen Jahren als Admiral, und auch schon davor habe ich glaube ich das meiste gesehen was diese Galaxie bieten kann." Brachte er nun in seinem zackigen Militärton hervor, straffte seine gerade Haltung noch einmal und ging dann zum Waffenschrank um das Sortiment zu inspizieren.
"Sagen sie Lewis, welche Waffengattung bevorzugen sie? Mein Vorgesetzter hat mir damals gesagt allein an dieser Entscheidung kann er mehr über mich herausfinden als meine Mutter."

Ein stilles Lächeln huschte über Natalees Züge während sie sein Lob zur Kenntnis nahm, sich jedoch dazu entschied, dass es für den Augenblick besser war, wenn sie ihn nicht darüber aufklärte, weshalb sie wirklich hierher gekommen war. Vermutlich war es gerade für den einstigen Admiral besser, wenn er glaubte, sie wäre übereifrig, als zu nachdenklich und emotional nicht ausgeglichen genug für ein Training und würde durch den Ballast mehr Fehler machen, als sie es sonst tat. Sie wollte etwas tun - wollte irgendetwas weh tun, selbst wenn es nur irgendwelche Hologramme waren, in deren Gestalten sie sich viele andere Gesichter vorstellen konnte. Das des Unbekannten, Kai Leng, der verräterische Fleet Admiral, Logan - all die zahllosen Verräter und Feinde.
Mit gezielten Schritten trat sie zu dem Waffenschrank hinüber und blieb neben Toran stehen, ihren eigenen Blick über die Waffen wandern lassend, die sorgsam darin aufbewahrt wurden und die offensichtlich von einem der Soldaten während des letzten Wachdienst geputzt worden waren, denn sie schimmerten in dem künstlichen Licht des Trainingsraumes, in welchem die beiden Freunde standen. Toran war während den letzten Missionen eine wichtige Stütze gewesen, hatte ihr viele Ratschläge geben können, darüber, was sie tun sollte und sie hatte Vertrauen zu ihm gefasst, hatte gelernt, dass nicht jeder Turianer dem entsprach, was oftmals noch hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde. Inzwischen war er zum Vertrauten, beinahe schon zur Vaterfigur geworden und eben das war es auch gewesen, weshalb sie sich zuerst an ihn gewandt und um Hilfe gebeten hatte.
Sie verschwendete noch einen letzten Gedanken an die Waffen, die dort standen und zog die Augenbrauen zusammen, dachte darüber nach und wog nach und nach ab, welche Waffe von alldenen sie nun wirklich bevorzugte. Sie hatte gelernt mit verschiedenen Gattungen von Waffen zurecht zu kommen, dennoch war es nur eine einzige, welche ihr bisher treue Dienste im Gefecht erwiesen hatte. Eine N7-Eagle, auf welche sie nun deutete.

"Ah, die Pistole also. Kaum zu glauben aber mit solchen Dingern gewinnt man Kriege. Man kann sie leichter transportieren als Sturmgewehre, sind oftmals in der Schusskraft stärker und haben meist eine beachtliche Präzision. Die N7 Eagle ist übrigens eine besondere Wahl wie ich finde, hat zwar kleinere Macken beim nachladen, ist aber dafür effizient und zuverlässig." Erklärte er und machte die ersten paar Schritte die Treppe zum Übungsfeld hinunter. In seiner linken Hand hatte er einige Übungsplättchen zum werfen, in seiner rechten hatte er noch ein paar Reserve Magazine. "Ich finde es wirklich erstaunlich wie ihr Menschen ausgebildet werdet. Ich habe mir mal ein paar Videos darüber angesehen. Eure Marines werden in jeder Waffengattung ausgebildet, okay das ist nichts schlechtes, genauso wird es bei unseren Leuten auch gehandhabt. Jedoch mit einem kleinen Unterschied. Jeder merkt irgendwann in welcher Waffengattung er seine Begabung hat, und kämpft dann bevorzugt mit dieser, euren Leuten gibt man fast immer Sturmgewehr und Pistole und damit hat sich das ganze. Ich hab das bei den menschlichen Admirälen schon ein paar mal angesprochen, aber die hielten ihr vorgehen wohl für richtig." Als beide auf dem Trainingsplatz angekommen waren, sah sich Toran kurz um und nickte dann zufrieden.
"Okay, pas auf. Wir beide üben jetzt etwas was bei den Turianern schon bei den Kindern mit den Luftgewehren gespielt wird. Einfach, aber effizient für den Anfang." Er nahm die erste Übungsplatte und warf sie sich kurz von Hand zu Hand. "Du machst die Augen zu, ich werfe die Platte und sage dir dann wann du die Augen aufmachen darfst. Du sagst mir sofort auf wie viel Uhr sich das Ziel befindet und versuchst es möglichst genau zu treffen. Verstanden?"

Für einen kurzen Moment lang sah Natalee ihn zweifelnd an, unsicher darüber, was sie davon halten sollte, dass schon turianische Kinder dieses 'Spiel', wie Toran es nannte, spielten und es ihr selbst alles andere als leicht vorkam. Kinder ... verdammte turianische Kinder, von denen vermutlich jedes einzelne mit der Waffe besser umgehen konnte als einer der Elitesoldaten der Allianz - es war beinahe schon peinlich, das zu registrieren, doch sie schluckte ihren Stolz wieder herunter und nickte stattdessen mechanisch während sich ihre Finger um die Waffe legten, in welche sie nun eines der Magazine einschob. Sie wollte besser werden und das hier war die einzige Chance den gewöhnlichen Trainingsmethoden zu entgehen, die sie nicht weiterbrachten - ihr nur noch wie Spielereien vorkamen. Die Soldatin trat langsam neben den Turianer und schloss ergeben die Augen, als er es ihr anwies. Sie hörte wie er die erste Übungsplatte warf, hörte das leise Zischen zwischen ihrem Blut, das in ihren eigenen Ohren rauschte und die Momente, in denen sie darauf wartete, dass er ihr anwies, wann sie die Augen wieder öffnen sollte, erschienen ihr wie endlose Minuten.
Der Befehl des einstigen Admiral kam rasch und ohne, dass sie wirklich noch damit gerechnet hatte, ließ sie Mühe damit haben die Tonscheibe zu fixieren, welche sich bereits einige Meter entfernt hatte. Ebenso mechanisch wie zuvor auch das Nicken gewirkt hatte, wirkte nun die genaue Ansage, auf welcher Uhrzeit sich das Ziel befand noch während sie die Waffe in ihren Händen hob und den ersten Schuss abfeuerte. Ein Schuss, der angesichts des Zeitdrucks und der Überforderung mit der Situation gnadenlos schief ging. Die Kugel trat um einiges von der Scheibe entfernt in eine der Wände ein und Natalee schnaubte, unbegeistert über ihr eigenes Versagen, doch Toran ließ ihr gar nicht erst die Zeit weiter darüber nachzudenken, was sie hätte besser machen können, stattdessen gebot er ihr wieder und wieder die Augen zu schließen während er eine Übungsplatte nach der anderen in die Luft warf und sie zum agieren zwang, ihr keine zwei Sekunden Luft ließ, die sie mit ihren eigenen Gedanken füllen konnte.
Stunden krochen langsam dahin und nach und nach begannen sich die Trainingsräume wieder mit Soldatentrupps zu füllen, die gemeinsam mit ihrem Ausbilder selbst an ihrer Technik arbeiten wollte, doch von alledem registrierte Natalee inzwischen nur noch wenig, hatte sie sich doch inzwischen vollkommen auf das leise Zischen der Übungsplatten konzentriert, die Toran fortwarf während sie beiläufig und völlig blind ein neues Magazin in ihre Waffe schob, nachdem das Alte dampfend auf dem Boden neben ihr gelandet war. Inzwischen waren jegliche andere Gedanken aus ihrem Kopf verschwunden, hatten nur noch die Konzentration und die Anspannung zurück gelassen, die von ihr gänzlich Besitz ergriffen hatte und die es ihr nun leichter machte, die Platten zu treffen, nachdem sie ihm eine genaue Zielangabe gegeben hatte.
"Wenn eure Kinder das schon perfektionieren, dann möchte ich ihnen nicht begegnen", kommentierte sie mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen; das Erste, welches sie seit Stunden zeigte und das vollkommen ehrlich wirkte, während sie zu einem der Schränke hinüber trat, um nach neuen Magazinen zu greifen während eine VI bereits auf dem Platz die zerborstenen Platten entsorgte, die ihre Übungen hinterlassen hatten. Es war merkwürdig, dass es ihr nun nichts mehr ausmachte, hier nicht unbedingt die Beste gewesen zu sein, dass sie damit leben konnte wieder lernen zu können und die Luft nach oben sah, die Toran ihr so deutlich aufgezeigt hatte. "Ich hab mich noch gar nicht bedankt - dafür, dass du mir hilfst, mich zu verbessern."

"Keine große Sache Captain, ich habe schon öfter Soldaten Nachhilfeunterricht gegeben." Antwortete Toran mit einem schmalen Lächeln und straffte erneut seine militärische Haltung. "Außerdem erinnern sie mich ein wenig an mich selbst früher. Ja ich weiß kaum zu glauben... aber auch ich war mal jung. Irgendwann vor länger Zeit." Witzelte der Turianer und machte dann ein paar Schritte zu einer kleinen Bank. "Komm, am besten du trinkst jetzt erst einmal etwas und dann machen wir den angenehmeren Teil. Du zitterst immer ein bisschen mit den Händen wenn du eine Drehung mit einer Waffe im Anschlag machst. Das ganze können wir aber relativ leicht beheben. Ich werde ein paar Hologramme auf dem Platz von links nach rechts laufen lassen. Du kehrst ihnen den Rücken zu, machst eine halbe Drehung und feuerst dann im genauen Sekundentakt auf die Ziele."
Toran sah kurz zur Kiste mit den Thermomagazinen und stellte erschrocken fest, das diese schon recht leer war. "Und.. an deiner Zielgenauigkeit müssen wir noch arbeiten, aber das kommt noch." Fügte er noch hinzu, ehe er schon die ersten Vorkehrungen für die nächste Übung traf. "Wenn du mir die Frage gestattest, wie bist du überhaupt zur Allianz gekommen Natalee? Klar, ich kenne deinen Namen im Militär aber ich dachte immer für menschliche junge Mädchen gibt es andere Berufszweige als die Armee."

"Das hab ich früher auch gedacht", antwortete Natalee leichthin während sie sich auf eine der Bänke sinken ließ, die rechts und links des Trainingsraums standen und auf der zuvor nur ihre dünne Jacke und eine Wasserflasche Platz gefunden hatte. Torans Frage hatte sie wieder daran erinnert, weshalb sie wirklich zur Allianz gegangen war, was der Ausschlag dafür gewesen war, dass sie sich freiwillig verpflichtet hatte, wenngleich das auch niemals ein Leben gewesen war, das ihr Vater und ihr großer Bruder sich für sie gewünscht hatten. "Ich komme aus einer Militärfamilie. Mein Vater war Admiral bevor er die Leitung über Shield übernommen hat, meine Mutter First Lieutenant auf der SSV Leipzig und mein Bruder leitete einige N7-Missionen, bevor man ihn zum General befördert hat", begann sie dann zu erzählen und zuckte mit den Schultern, als wäre es das Normalste der Welt darüber zu sprechen, dass ihre Familie sich seit jeher ihr Geld dadurch verdient hatte, die Waffen auf Feinde zu richten oder andere zu erschießen.
"Ich bin auf der Grissom-Akademie ausgebildet worden und war dort im Ascencion-Projekt - ein Projekt von der Allianz, das darauf ausgelegt war, biotisch begabte Kinder für das Militär zu qualifizieren. Ich hab seit ich 13 bin nicht viel anderes gelernt als die Schwachstellen von Feinden zu analysieren und in schwierigen Situationen zu handeln", fuhr sie fort und schraubte den Deckel der Wasserflasche auf ehe sie ein paar Schluck aus deren Inhalt trank und mit ruhiger, völlig neutraler Stimme fortfuhr, die Ereignisse mit dem wahnsinnigen, kontrollierten Schulleiter ebenso auslassend, wie die unheimliche Stimme, die sie aus seinem Mund gehört hatte, nachdem Ryan ihn mit einigen Schüssen niedergestreckt hatte. "Die Kollektoren haben irgendwann die Akademie angegriffen und Studenten getötet - das war der Grund, weshalb ich danach zum Militär gegangen bin. Ich hab' mir geschworen, dass ich nicht nochmal zulasse, wie meine Freunde sterben - im Grunde also nichts anderes als die Geschichte von jedem zweiten Soldaten. Nichts Besonderes."

"Wie bei jedem zweiten Soldaten?" Wiederholte Toran lachen.
"Glaube mir, dass ist nur eine der wenigen Erklärungen. Selbst bei uns Turiaern gibt es ... nunja.. besondere Leute. Einer der frisch ausgebildeten Soldaten wollten Besispielweise nur probieren wie das Essen im Militär schmeckt, eine Asari Verbindungsoffizierin wollte nur vor ihrer Partnerin fliehen und ein Salarianischer Techniker den ich einmal an Bord hatte, hatte lediglich das flasche Formular ausgefüllt und es dann einfach dabei belassen." Mit einem mal bemerkte Toran wieder wie viel er eigentlich schon gesehen hatte und was viele andere Leute in ihm sahen. Man vergaß seinen eigenen Status oftmals nur allzu gern und gesellte sich unter das Fußvolk, dieses jedoch vergaß nie wer man war. Toran Qu'inn, ehemaliger Admiral des turianischen Volkes und hoch dekorierter Kriegsheld, wie oft würde er das wohl noch hören dürfen?
"Hast du dich schon einmal gefragt warum du zum Captain gemacht wurdest Natalee? Meistens geschiet das durch irgend eine Empfehlung, dann schaut ein Komitee deine Skte durch und schätzt ein ob die geeignet bist oder nicht, eine Weile lang habe ich mich selbst mit solchen Dingen befassen dürfen. Was ich dort nach einer Weile festgestellt habe, diejenigen die unbedingt führen wollen sind meistens denjenigen, die man nur Zwangsweise nimmt, weil man keine anderen Kandidaten hat. Bei Leute wie dir allerdings ist eine solche Führernatur irgendwo tief vergraben. Andere Soldaten zu leiten, gleichzeitig auch zu inspirieren, das ist in gewisser Weise eine Gabe weißt du? Eigentlich kannst du jeden Kurs für bessere Führung in der Kompanie in die Tonne feuern. Entweder man schafft es sich Gehör zu verschaffen und respektiert zu werden oder aber nicht. Die Leute dürfen einen nicht zu freundschaftlich ansehen, aber bis zu einem gewissen Grad sollte das durchaus der Fall sein. Ein wahrer Drahtseilakt mh? Und je mehr Leute du befehligst, um so schlimmer wird das... Sag mal, hast du dir inzwischen Gedanken über das gemacht was ich dir erzählt hab? Das deine Leute ohne dich aufgeschmissen wären?"

Die junge Frau ließ ihren Blick noch einmal über das Gesicht des Turianers vor ihr wandern während sie über das nachdachte, was er ihr gesagt hatte. Sie wusste nicht, woran es lag, dass es ihm so leicht fiel, sie dazu zu bringen, sich über Dinge klar zu werden, die sie zuvor immer abgestritten und geleugnet hatte, vermutlich mochte es seine Erfahrung sein, sein Rang und den Respekt, den sie ihm gegenüber aufbrachte, sowie den Dank für die Unterstützung, selbst entfernt des Schlachtfeldes und der zahlreichen Missionen.
Nur allzu gut erinnerte sie sich daran, wie es damals auf der Hawking begonnen hatte - damals hatte sie keinen wirklichen Fuß im Team fassen können, war ständig nur als Anhängsel gesehen worden, das jeden Job zu ernst nahm. Erst nachdem Brown vom Schiff verschwunden und von Leon ersetzt worden war, hatte sich das verändert, dann erst hatte sie Zugang zur Crew gefunden, hatte viel mit ihnen gesprochen, sich viel von ihrem Leben angehört und versucht all das unter einen Hut zu bringen während Logan ... nun ja, eben Logan war und sich einen Dreck für sein Team interessiert hatte.
Seine Unfähigkeit sein Team zu führen und die zahlreichen Rückschläge waren es letztendlich ebenso gewesen, wie Leons Beschwerden, denen das restliche Team zugestimmt hatte, die sie in ihre neue Position gehoben hatten. Eine Position, von der sie noch immer nicht wusste, ob sie glücklich darüber sein sollte.
Der Gedanke an Logan und an die Vergangenheit ließ sie noch immer schaudern, ihr einen tiefen Schmerz durch den Körper senden, welcher sie Mühe dabei haben ließ, sich gegenüber Toran nichts anmerken zu lassen. "Ja, hab ich", antwortete sie stattdessen und nickte knapp. So wie sie eben immer darüber nachdachte, wenn er ihr irgendetwas sagte.
"Bei dem Kampf mit dem Cerberus-Attentäter oben auf den Wartungsgängen, als ich am Boden lag und er kurz davor war, mich zu töten, ist es mir wieder eingefallen. Ich glaube, dass das der Grund war, weshalb ich das überhaupt überstanden hab - ich hab gewusst, dass ich nur Chaos hinterlasse, wenn ich jetzt einfach abtrete", fügte sie noch zur Erklärung hinzu und strich sich eine der verirrten Strähnen hinters Ohr zurück bevor sie die Wasserflasche wieder zuschraubte, zur Seite stellte und sich langsam wieder erhob. "Also hab ich weitergemacht."

Gerade als Natalee auf dem Weg zu dem hohen Turm war in welchem der Allianz-Rat seinen Sitz auf der Citadel hatte rannte sie fast in Logan hinein welcher in eine der blauen Allianzklamotten steckte. Er hob die Brauen als er erkannte wer da in ihn hinein gerannt war und lächelte knapp
"Natalee" meinte er leise und nickte ihr zu - "ich hab von der ganzen Sache gehört - hast dein gesamtes Team verloren, wirklich unschöne Sache - fast wie auf der Clinton damals nicht wahr? Aber, solang deine Männer noch ein paar Cerberus Soldaten getötet haben wars das wohl Wert - wenngleich es auch ne ziemliche Leistung ist gleich ein mehrere milliarden teures Schiff zu verlieren!" er zuckte die Achseln, schüttelte den Kopf
"Aber keine Sorge - du hast bisher recht annehmbare Ergebnisse erzielt, die Allianz wird dir trotz deines versagens wohl noch ne zweite Chance geben!"